Diss. Leipzig; Gutachter: G. Vobruba. – In der Diskussion über Arbeitsmarktpolitik und den einschlägigen Reformbedarf haben Vertreter wirtschaftswissenschaftlicher Disziplinen seit langem deutlich größeren Einfluss als Sozialwissenschaftler. Diese dominierende Stellung ist unter anderem daran erkennbar, dass Deutungen wie die des Theorems der sogenannten Armutsfalle in der Öffentlichkeit ebenso wie bei politischen Akteuren weithin unbefragt gelten und vielfach die Ausrichtung sozialpolitischer Neuregelungen zu bestimmen scheinen. Mit der Rede von der Armutsfalle ist die Behauptung verbunden, dass Bezieher von Sozialtransfers dann, wenn ein mögliches Arbeitseinkommen sich etwa auf der Höhe der Transferleistungen bewegt, es vorziehen im Leistungsbezug zu verbleiben. Der Autor setzt sich mit diesem Theorem kritisch auseinander. In theoretischer Hinsicht kann er zeigen, dass das Modell der Armutsfalle aufgrund der dem Rational Choice-Ansatz entlehnten Verhaltensannahmen zu beschränkt ist, um die relevanten, immer kontextabhängigen Entscheidungsfaktoren angemessen abbilden zu können. Auch die Empirie des Sozialhilfebezugs stützt das Theorem nicht. Anhand einer Auswertung von Daten des Sozio-ökonomischen Panels für den Zeitraum 1991 bis 1999 ergibt sich nämlich einerseits, so der Autor, dass der Hilfebezug in der überwiegenden Mehrheit der Fälle nur von kurzer Dauer ist, andererseits haben finanzielle Anreize – verglichen mit sozialen Merkmalen – keine ausschlaggebende Bedeutung.