Der Untertitel des Sammelbandes ist Programm: Die Beiträge sollen nicht nur einen Überblick über zentrale Diskurse zu Alternativen zur Arbeitsgesellschaft geben, sondern auch der Politisierung von Menschen dienen. Zielgruppe sind deshalb nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern auch Praktikerinnen und Praktiker. Dementsprechend beziehen sich fast alle Autorinnen und Autoren auf die (überwiegend organisierten) Kämpfe um Arbeit. Anhand verschiedener virulenter gesellschaftlicher Konfliktlinien, z. B. entlang der Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit oder auch um Hartz IV, wird die Notwendigkeit von Utopien alternativer Arbeitsmodelle begründet. Die Kritik an der gegenwärtigen gesellschaftlichen Dominanz von Erwerbsarbeit bei gleichzeitiger massiver Entwertung und Entlassung der Arbeitskraft im Zuge technischer Entwicklung und Produktivitätssteigerung führt dabei zu zwei unterschiedlichen Ansätzen, die in diesem Band vertreten werden: Einigen Autorinnen und Autoren geht es um die Befreiung der Arbeit, darunter fällt eine radikalere Arbeitszeitverkürzung ebenso wie eine Verbesserung der Arbeitsqualität in einem umfassenden Sinne, anderen um die Befreiung von der Arbeit, z. B. durch ein bedingungsloses Grundeinkommen. So stellt Frigga Haug ausgehend von der Frage, wie das andere Leben jenseits von Lohn- und Hausfrauform erfunden werden könnte, eine Vier-in-einem-Perspektive vor. In diesem Modell sollen Erwerbsarbeit, Reproduktionsarbeit, politische Arbeit und individuelle Entwicklung gleichberechtigt auf etwa 16 Stunden des Tages verteilt werden – mit dem Ziel der Verkürzung von Erwerbsarbeit einerseits und der (nicht nur zeitlichen) Aufwertung von allen anderen zur „Reproduktion“ (137) notwendigen Tätigkeiten auf der anderen Seite. Insgesamt ist der Band lesenswert für alle, die sich mit der Zukunft von Arbeit beschäftigen und Interesse an marxistisch orientierten Ideen haben.