Die Arbeitsmarktchancen von Personen mit Migrationshintergrund sind deutlich schlechter als die der einheimischen Bevölkerung – seit Jahren beträgt deren Arbeitslosenquote etwa das Doppelte der der deutschen Erwerbspersonen. Diese Differenz – darüber besteht in der Forschung nahezu Konsens – beruht auf Unterschieden der sogenannten Risikostruktur (Qualifikation, Beschäftigungsbereich, Nichtanerkennung von im Ausland erworbenen Ausbildungen) und verweist strukturell auf langfristige Defizite der deutschen Migrationspolitik. Mit der Einführung des Sozialgesetzbuches II ist die unzureichende Erwerbsintegration von Migrantinnen und Migranten noch sichtbarer geworden, weil in der seit 2005 geltenden Grundsicherung für Arbeitssuchende im nennenswerten Umfang auch Personen erfasst sind, die zuvor nicht arbeitslos gemeldet waren. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat von 2006 bis 2009 ein aus fünf Instituten bestehendes Konsortium mit der Untersuchung über „Wirkungen des SGB II auf Personen mit Migrationshintergrund“ beauftragt. Dieser Band enthält wesentliche Ergebnisse des Projektes – unter anderem über Zugangschancen von Migranten zu den unterschiedlichen Leistungsarten, sozialstrukturelle Zusammensetzung einzelner Migrantengruppen, den Umgang von Grundsicherungsstellen und Jobcentern mit Hilfesuchenden. Die Befunde zeigen: Die Konstruktion des SGB II als Leistungssystem für Erwerbsfähige berücksichtigt immer noch nicht angemessen, dass Deutschland eine Einwanderungsgesellschaft ist. Deshalb – so die zentrale Forderung des Herausgebers – „muss die Grundsicherung weiterentwickelt werden als relevanter Bestandteil nationaler Integrationspolitik, anstatt sie lediglich als ‚Arbeitsmarktpolitik für Langzeitarbeitslose' und damit als ‚Souterrain' der Arbeitsverwaltung zu sehen" (231 f.).