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Christoph Seidler

Arktisches Monopoly. Der Kampf um die Rohstoffe der Polarregion

Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2009; 285 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-421-04415-0
Der Klimawandel verändert die weltpolitische Bedeutung der Nordpolarregion. „Die Arktis heizt sich etwa doppelt so schnell auf wie der Rest der Erde“ (68), mit gravierenden Konsequenzen: „Das Meereis verschwindet, die Permafrostböden in vielen Teilen der Arktis tauen, und Grönlands Eispanzer schmilzt ab“ (9). Diese Entwicklungen, in Verbindung mit technologischen Fortschritten, ermöglichen es zunehmend, große, bisher unentdeckte Öl- und Gasfelder zu erschließen und die Seewege nördlich des eurasischen und des nordamerikanischen Kontinents zu nutzen. Dies wirft neuartige Konflikte auf, denn: „Erstens ist die Situation in der Arktis bislang ohne historisches Vorbild. Noch nie wurde ein Ozean sozusagen im Zeitraffer vor den Augen der Weltöffentlichkeit erschlossen“ (266). „Zweitens fehlen für den Streit die passenden Konfliktlöser. Die existierenden völkerrechtlichen und politischen Instrumente stoßen in der tauenden Arktis an ihre Grenzen“ (267). So hängt die Entwicklung von den Interessen der fünf Anrainerstaaten ab. Der Autor stellt hierzu fest: „Russland hat alle Trümpfe in der Hand – und ist der entscheidende Mitspieler im Hinblick auf das Schicksal der Arktis“ (260). Das Land verfügt über Tauchboote und Eisbrecher sowie eine ausgeprägte Präsenz nördlich des Polarkreises. „Russland muss gewiss einen großen Teil seiner Infrastruktur im Norden wieder in Schuss bringen, doch Kanada zum Beispiel muss sie überhaupt erst aufbauen“ (260). Die Weltmacht USA ist, so der Autor, in einer schlechten Position, u. a. weil sie das Seerechtsübereinkommen nicht ratifiziert hat, das es ihr ermöglichen würde, Gebietsansprüche zu stellen. Besonders viel steht für Norwegen auf dem Spiel, weil der Wohlstand des Landes auf der Förderung von Öl und Gas basiert. Das Buch des Wissenschaftsredakteurs bei „Spiegel Online“ Seidler zeichnet sich u. a. durch eine klare Struktur aus. Ein wissenschaftlicher Anmerkungsapparat fehlt, stellenweise liest es sich eher wie eine journalistische Reportage denn wie ein Sachbuch; dennoch ist die Informationsdichte hoch.
Alexander Höse (ALH)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen der Universität zu Köln.
Rubrizierung: 4.45 | 4.43 | 4.42 | 4.22 | 4.21 | 4.1 | 2.61 | 2.62 | 2.64 | 2.68 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Alexander Höse, Rezension zu: Christoph Seidler: Arktisches Monopoly. Stuttgart: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30846-arktisches-monopoly_36655, veröffentlicht am 02.07.2009. Buch-Nr.: 36655 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken