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Maria Mesner / Gernot Heiss (Hrsg.)

Asyl. Das lange 20. Jahrhundert

Wien: Löcker Verlag 2012; 253 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-85409-628-3
Das Asylrecht wird „immer häufiger in Frage gestellt, Fragen des Asyls werden gerade in global gesehen wohlhabenden Ländern, die sich angesichts einer wachsenden weltweiten Ungleichheit mit einer verstärkten Migration aus ärmeren Ländern konfrontiert sehen, mit Einwanderungspolitik im Allgemeinen vermischt und allzu oft mit populistischen Untertönen diskutiert. In diese Debatte möchte der vorliegende Band intervenieren“ (7), so die Herausgeberin und der Herausgeber. Ausgangspunkt des Sammelbandes ist eine im Oktober 2009 in Wien organisierte Konferenz, die sich mit Aspekten der Aufnahme von Flüchtlingen während des 20. Jahrhunderts befasste. Maria Mesner und Gernot Heiss plädieren dafür, Flüchtlinge nicht vollkommen zu viktimisieren, sondern als aktive, Optionen und Chancen abwägende Menschen zu begreifen, die mit ihrem Handeln Teile „der Bevölkerung der potenziellen Aufnahmeländern herausfordern und ihr Verhalten dementsprechend adaptieren“ (9). Quyen Vo untersucht in seinem Aufsatz beispielsweise die – heute immer noch aufschlussreichen – Motive der britischen Regierung für die Beschränkung der Verpflichtungen Großbritanniens in Bezug auf die Konventionen von 1933 und 1938, die den Status von russischen, armenischen, syrischen und deutschen Flüchtlingen definierten. Der Autor identifiziert mehrere Gründe für die zurückhaltende Asylpolitik: So begriff sich Großbritannien vorrangig als Kolonialmacht und wollte den Empire‑Status aufrechterhalten, weswegen es kein Interesse daran hatte, in die Vielzahl von (kontinental‑)europäischen Problemen verwickelt zu werden. Darüber hinaus fürchtete Innenminister Gilmour, dass eine große Zahl an jüdischen Flüchtlingen den Antisemitismus im eigenen Land verschärfen könnte. Auch gab man nationalen Problemlagen, sprich der Lösung der hohen Arbeitslosigkeit, den Vorrang. Insgesamt werden in den Beiträgen, die von der Flüchtlingsproblematik in Bosnien und Herzegowina am Ende des 19. Jahrhundert bis zur Gewalt gegen Flüchtlinge im heutigen Südafrika reichen, die unterschiedlichsten Facetten des Themenkomplexes erhellend aufgeschlüsselt.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.42 | 2.23 | 2.263 | 2.25 | 2.312 | 2.313 | 2.61 | 2.62 | 2.64 | 2.65 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Maria Mesner / Gernot Heiss (Hrsg.): Asyl. Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36004-asyl_42131, veröffentlicht am 25.07.2013. Buch-Nr.: 42131 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken