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Wolfgang Benz

Auftrag Demokratie. Die Gründungsgeschichte der Bundesrepublik und die Entstehung der DDR 1945-1949

Berlin: Metropol 2009; 528 S.; hardc., 29,90 €; ISBN 978-3-940938-42-8
Im Jahr 2009 wurde der sechzigste Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland gefeiert. Auch die Staatsgründung der Deutschen Demokratischen Republik jährte sich zum sechzigsten Mal. Schon seit mehreren Jahrzehnten hat sich der Berliner Historiker Wolfgang Benz mit diesem Abschnitt der deutschen Nachkriegsgeschichte eingehend auseinandergesetzt. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit sind in der Studie zusammengefasst. Beginnend vom Untergang der nationalsozialistischen Diktatur bis hin zur ersten Regierungsbildung in der DDR steht dabei die Darstellung der historischen Ereignisse und der Entwicklungen des Wieder- und Neuaufbaus im Mittelpunkt des Buches, womit einem breiten Interessiertenkreis ein Verständnis der damaligen Zeit vermittelt werden soll. So wird vornehmlich auf die Entstehungsbedingungen der Staatsgründungen – sowohl auf politischer als auch ökonomischer Ebene – eingegangen. Dabei versucht der Autor einer von ihm wahrgenommenen gegenwärtigen Tendenz der Geschichtsverklärung und Mythenbildung entgegenzutreten, nach der die DDR als Schurkenstaat ex origine verdammt und das Erfolgsmodell der Bundesrepublik als vorprogrammiert betrachtet wird. Den letztendlichen Siegeszug der parlamentarischen Demokratie nach westlichem Vorbild als selbst errungenen Erfolg der Deutschen zu begreifen, beruht nach Benz auf einem verfälschten Geschichtsbild. Insbesondere die häufig verwendete Metapher der „Stunde Null“ sei kritisch zu betrachten; deren Interpretation als unbelasteter Neuanfang deutscher Politik sei nicht haltbar. Die Gründungsgeschichte beider deutschen Nachkriegsstaaten sei sowohl durch die bis ins Wilhelminische Kaiserreich zurückliegenden Lebenserfahrungen der jeweiligen Akteure als auch durch die politischen Ordnungsvorstellungen der alliierten Siegermächte beeinflusst worden. Auch dürfe das moralische Erbe des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus nicht vergessen werden. Dieses wieder ins Bewusstsein der heutigen Betrachtung der historischen Vorgänge von 1945 bis 1949 zu rufen, bezeichnet Benz als Hauptanliegen des Buches.
Arne Arps (AA)
M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
Rubrizierung: 2.31 | 2.313 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Arne Arps, Rezension zu: Wolfgang Benz: Auftrag Demokratie. Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31179-auftrag-demokratie_37079, veröffentlicht am 13.04.2010. Buch-Nr.: 37079 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken