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Dirk Schmidt / Sebastian Heilmann

Außenpolitik und Außenwirtschaft der Volksrepublik China

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2012; 201 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-531-17447-1
Eine analytische Trennung von Außenpolitik und Außenwirtschaft der Volksrepublik China halten die Politikwissenschaftler Heilmann und Schmidt „für realitätsfern und irreführend“. Auch verzichten sie auf die Einbettung ihrer Analyse in „Großtheorien der Internationalen Beziehungen“ (12). Derart unbelastet arbeiten sie in zwölf Kapiteln die Voraussetzungen und Wirkungen Chinas in Weltpolitik und Weltwirtschaft der Gegenwart heraus, stellen die konkrete Politik und die möglichen Ziele vor. Deutlich wird die Dynamik verschiedener Prozesse, eine klare Einschätzung ist entsprechend nicht immer möglich. Ein gewichtiges Beispiel dafür, dass das Land sich bisher keineswegs fest positioniert hat, ist die Sicherheitspolitik. Zwar schließen die Autoren nicht aus, dass die strategische Ausrichtung der Luft- und Seestreitkräfte als Absicht interpretiert werden kann, Gefährdungen der wirtschaftlichen Zentren an der Küste „durch eine Vorneverteidigung abzuwehren“ (62). Die Kapazitäten, Intentionen und Handlungsabläufe des Militärs seien aber so intransparent, dass eine Tendenz zur bewaffneten Konfrontation nicht einfach angenommen werden könne. Auch bei den anderen Themen arbeiten Schmidt und Heilmann gegen pauschale Urteile. Welche Herausforderung eine differenzierte Analyse darstellen kann, ist am Kapitel über „China und die internationale Menschenrechtspolitik“ nachzuvollziehen: Die Autoren verweisen auf repressive Maßnahmen, stellen aber auch die chinesische Politik, etwa durch einen staatlichen Aktionsplan zu den Menschenrechten, die möglicherweise kontraproduktive Einmischung des Westens und die Haltung junger Chinesinnen und Chinesen, denen die wirtschaftliche Entwicklung wichtiger ist als die Meinungsfreiheit, gegenüber. Welche Schlüsse daraus zu ziehen sind, geben die Autoren nicht vor. Diesen Kapiteln in „dezidiert dialektisch-abwägende[r] Darstellungsweise“ (13) folgt abschließend ein meinungsfreudiges Essay, in dem Heilmann und Schmidt die verschiedenen Dimensionen der chinesischen Außen- und Außenwirtschaftspolitik aufschlüsseln. Von zentraler Bedeutung ist ihre Feststellung, dass China nicht ein von der Zentralregierung gesteuerter Akteur, sondern seine Politik ein Zusammenspiel vieler Akteure, Interessen und Initiativen ist – abzulesen nicht etwa nur an den global agierenden Unternehmen. Verwiesen wird auch – und das ist besonders hervorzuheben – auf die „‚Guerilla’-Außenbeziehungen“ (169 ff.), zu erahnen in der Produktpiraterie, mit der wachsenden Zahl an Untergrundfabriken auch in Europa, am illegalen Handel mit sensiblen Gütern und angesichts von Hacker-Netzwerken.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.22 | 2.68 | 4.41 | 4.42 | 4.43 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Dirk Schmidt / Sebastian Heilmann: Außenpolitik und Außenwirtschaft der Volksrepublik China Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33445-aussenpolitik-und-aussenwirtschaft-der-volksrepublik-china_40024, veröffentlicht am 21.06.2012. Buch-Nr.: 40024 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken