Der Band resultiert aus den Beiträgen einer im März 2008 in Wien veranstalteten Konferenz zur aktuellen Situation des bis 1991 zur Sowjetunion gehörigen Landes. Ziel dieses Treffens war die Ermöglichung eines offenen Dialoges zwischen Regime und Opposition. So beurteilen die Autoren die Politik sowie die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung des Landes denn auch aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Vladimir N. Shimov benennt als das entscheidende Wesensmerkmal der belarussischen Ökonomie den starken Staat, der politische Stabilität, die öffentliche Ordnung und soziale Gerechtigkeit garantiere. Zudem befürwortet er die Gleichrangigkeit verschiedener Formen des Eigentums, welche nach ihrer ökonomischen Effizienz gelten sollten. Darüber hinaus zeichne sich ein starker Staat durch seine umfassenden Investitionen in das Gesundheitssystem, das Bildungs- und Ausbildungswesen sowie in die Kulturpolitik aus. Die Herausgeber attestieren Lukaschenko vor allem aber ein äußerst geschicktes Taktieren. Nur so habe es ihm gelingen können, das Modell Belarus, das aus dem russischen Wohlfahrtsstaat hervorgegangen sei, von der marktwirtschaftlichen Liberalisierung und den Auswirkungen der Globalisierung abzuschotten. Beispiele seines Vorgehens seien die Unterbrechungen der russischen Gaslieferungen an Europa und die Nicht-Anerkennung der abtrünnigen georgischen Republiken Südossetien und Abchasien. Insgesamt herrscht der Eindruck vor, dass Belarus unter der Regierung Lukaschenkos weit von den Standards westlicher Demokratien entfernt ist.