Das Moskauer Archiv der Kommunistischen Internationale bildet die Grundlage für dieses Handbuch. Seit den 90er-Jahren ermittelte ein deutsch-russisches Forschungsteam aus zuvor nicht zugänglichen Personalakten knapp 28.000 Personeneinträge (ca. 15.800 Biografien), die als Basis für weitere Untersuchungen über für die Komintern arbeitenden Einzelpersonen und Personengruppen dienen. Der Band mit seinen 19 Beiträgen entstand aus Vorträgen einer im April 2004 in Hannover stattgefundenen internationalen Tagung, mit der das Forschungsprojekt und die daraus entstandene biografische Datenbank vorgestellt wurden. Das zentrale Thema ist die Bedeutung biografischer Forschung für die Untersuchung einer Organisation wie der Komintern. Grundlegende Artikel zur biografischen Quellenarbeit stehen neben speziellen Aufsätzen (z. B. zur Führung von Personalakten, zu ihrer Nutzung im täglichen politischen Prozess, zur statistischen Auswertung dieses Bestandes Anfang 1933 oder zur Führung der Registrations- und Personalkarten). Der quellenkritische Umgang mit in einer kommunistischen Diktatur entstandenen Aktenbeständen wird ebenso gefordert wie auch auf die Bedeutung sogenannter Kollektivbiografien (z. B. länderbezogene Personengruppen) und der Biografien Ruth Fischers, Herbert Wehners und vieler einzelner Komintern-Mitarbeiter hingewiesen wird. Das Ziel ist hierbei, Aspekte persönlicher Lebensmomente in Relation zum organisatorischen Umfeld dieser Personen zu betrachten. So wurden die Biografien von Einzelpersonen durch die Strukturen der Komintern (z. B. die Führungsorgane oder die Internationale Lenin-Schule) oder durch Nationalitätengruppen (z. B. die „sowjetische Sektion“) mitgeprägt. In den letzten vier Beiträgen werden die Auswirkungen der „stalinistischen Säuberungen“ auf die Komintern und die Personen, die für sie arbeiten, untersucht. Auf der beiliegenden CD-ROM befindet sich nicht nur die biografische Datenbank, sondern auch eine umfassende bibliografische Übersicht.