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Stiftung Entwicklung und Frieden (Hrsg.)

Brücken in die Zukunft. Ein Manifest für den Dialog der Kulturen. Eine Initiative von Kofi Annan. Mit einem Geleitwort von Joschka Fischer. Aus dem Englischen von Klaus Kochmann und Hartmut Schickert

Frankfurt a. M.: S. Fischer 2001; 267 S.; 10,- €; ISBN 3-10-009640-1
Durch eine Initiative des iranischen Präsidenten Chatami wurde das Jahr 2001 zum "Jahr des Dialogs der Kulturen" (9) erklärt. So beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen unter Annans Schirmherrschaft eine so genannte "Group of Eminent Persons" (9) ins Leben zu rufen, die mit einem Buch dem kulturellen Dialog Denkanstösse geben sollte. Leider ist bei den einzelnen Textpassagen des Werkes nicht erkenntlich, welche prominente und respektable Persönlichkeit die Gedanken formuliert hat. Dass die Weltgemeinschaft einen Dialog der Kulturen besonders nach dem 11. September eklatant nötig hat, werden Politiker nicht müde zu beteuern. Es ist richtig, dass Respekt vor den gewachsenen Traditionen verschiedener Weltkulturen die Basis für das friedvolle Zusammenleben der Menschen bildet. Auch unterstreichen die Autoren mehrmals ihre Botschaft, dass Vielfalt und Unterschiedlichkeit keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung für alle Menschen sind. Wenn das Buch gerade in Schulen und Universitäten eine große Anhängerschaft finden soll, wie es sich Außenminister Fischer erhofft, wären konkrete Diskussionen über die Ursachen von Krieg und Terrorismus sowie Möglichkeiten ihrer Vermeidung nicht nur intellektuell aufschlussreicher für die jungen Menschen, sondern ihrer Erfahrungswelt erheblich näher. Slogans wie "Der Dialog beginnt in unserem Inneren" (35) dienen eher dem Zweck, die eigene Hilflosigkeit angesichts ständiger Menschenrechtsverletzungen zu übertönen. Von einer Institution wie den Vereinten Nationen, die über großes Wissen und politisches Know-how verfügt, sollte man einen genaueren Konstruktionsplan erwarten dürfen, wie die Brücke in die Zukunft geschlagen werden soll, jedenfalls keine endlose Aneinanderreihung von Sonntagsreden. Es grenzt fast an Peinlichkeit, dass nach einer solchen Erbauungsliteratur noch ein paar "Unbekannte Helden" (237) als Paradebeispiele der Humanität präsentiert werden. Die jungen Leserinnen und Leser werden nach den ersten Seiten angesichts eines Dialogs mit abgedroschenen Phrasen nicht geneigt sein, das Buch weiterzulesen, geschweige denn, für seine "weite Verbreitung" (10) zu sorgen. Aus dem Inhalt: Einleitung: Das Trennende überbrücken; 2. Das Umfeld des Dialogs: Globalisierung und Vielfalt; 3. Ein neues Paradigma für globale Beziehungen; 4. Über die Vereinten Nationen.
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 4.43 | 4.41 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Stiftung Entwicklung und Frieden (Hrsg.): Brücken in die Zukunft. Frankfurt a. M.: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16276-bruecken-in-die-zukunft_18685, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18685 Rezension drucken