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Miriam Freudenberger

Bürgerdialoge in der Europäischen Union – der Weg in eine europäische Öffentlichkeit? Eine Untersuchung am Beispiel der Europäischen Bürgerkonferenzen 2009

Berlin: Lit 2013 (Studien zur politischen Kommunikation 7); 312 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-643-12018-2
Diss. Mannheim; Begutachtung: J. Tenscher, H. Wessler. – In der EU lässt sich seit Jahren eine wachsende Politikverdrossenheit beobachten, die nicht zuletzt in der niedrigen Wahlbeteiligung bei den Europawahlen ihren Ausdruck findet. Diese wird vielfach auf ein „‚Öffentlichkeitsdefizit‘“ (10) auf europäischer Ebene zurückgeführt. Wie lässt sich aber die Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit fördern und welche Möglichkeiten transnationaler Kommunikation bestehen in Europa? Zur Beantwortung ihrer Fragen widmet sich Miriam Freudenberger der dialogorientierten Kommunikationspolitik der EU‑Kommission. Diese fördert verschiedene Projekte, wozu auch die Europäischen Bürgerkonferenzen zählen: Zwischen 2007 und 2009 wurden in allen 27 Mitgliedstaaten EU‑Bürger_innen eingeladen, um ihre Vorstellungen von der Zukunft der EU zu entwickeln und Forderungen an die Politik zu richten. Zusätzlich wurde ein Internetdialog gestartet, bei dem Vorschläge in Online‑Foren eingebracht werden konnten. Diese Bürgerkonferenzen wie auch alle anderen Dialoginitiativen der EU dienen dem Ziel, den Bürger_innen die Informationen und Instrumente an die Hand zu geben, „‚um aktiv am Entscheidungsfindungsverfahren teilzunehmen und Teilhaber des europäischen Einigungswerkes zu werden‘“ (13). Freudenberger definiert eingangs den Begriff der europäischen Öffentlichkeit und lehnt sich dabei an Jürgen Habermas‘ diskurstheoretisches Öffentlichkeitsverständnis an. Darunter versteht sie einen „grenzüberschreitenden Kommunikationszusammenhang, bei dem sich die unterschiedlichen Arenen nationaler Kommunikation aufeinander zubewegen“ (215). In den Mittelpunkt des empirischen Teils stellt die Autorin den Zusammenhang zwischen organisierten Bürgerdialogen und europäischer Öffentlichkeit. Sie untersucht, welche Formen europäischer Öffentlichkeit im Rahmen organisierter Bürgerdialoge entstehen und fragt, in welchem Maße Bürgerdialoge europäische Versammlungs‑, Presse‑, Internet‑ und Bürgeröffentlichkeit erzeugen. Bürgerdialoge können nur in geringem Maße zur Entstehung europäischer Öffentlichkeit beitragen, lautet Freudenbergers Ergebnis. Die finanziellen Ressourcen der EU sollten eher „in eine zielgerichtete und ausgewogene Medienarbeit“ (220) investiert werden als in die direkten Kommunikationsbemühungen mit den Bürger_innen. Denn vor allem die Massenmedien haben das nötige Potenzial, um wirkungsvoll zur Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit beizutragen. Dennoch legt Freudenberger Vorschläge zur Weiterentwicklung von Bürgerdialogveranstaltungen vor, damit diese künftig „stärker auf die Medien als effektive Multiplikatoren ausgerichtet und deren Grundanforderungen nach Aktualität und Prominenz besser erfüllt“ (223) werden.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.4 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Miriam Freudenberger: Bürgerdialoge in der Europäischen Union – der Weg in eine europäische Öffentlichkeit? Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36257-buergerdialoge-in-der-europaeischen-union--der-weg-in-eine-europaeische-oeffentlichkeit_44338, veröffentlicht am 02.10.2013. Buch-Nr.: 44338 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken