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Ingo Bode / Adalbert Evers / Ansgar Klein (Hrsg.)

Bürgergesellschaft als Projekt. Eine Bestandsaufnahme zu Entwicklung und Förderung zivilgesellschaftlicher Potenziale in Deutschland

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009 (Bürgergesellschaft und Demokratie 28); 346 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-531-16266-9
Gerechte Beteiligung der Bürger an Entscheidungen, aktive, lebendige Demokratie, Freiheit durch politische Selbstorganisation, Bildung von Sozialkapital – das sind hohe Ansprüche an die „Bürgergesellschaft“. Mit Ausnahme der Linken haben alle Parteien die Forderung nach einer Aufwertung der Bürgergesellschaft in ihre Programme aufgenommen, wie Olk/Klein registrieren. Sie sehen „starke Indizien für die Herausbildung eines eigenständigen Politikfeldes ‚Engagementpolitik’ in Deutschland“ (30). Im Gegensatz dazu sieht Zimmer erhebliche Defizite. „Bürgerschaftliches Engagement führt als Begriff eine Nischenexistenz und ist, abgekoppelt von der internationalen Entwicklung, vorrangig ein Begriff der alltagspolitischen Debatte in Deutschland.“ (81) Sie fordert den Abschied vom „Provinzpomeranztum“ (98), mehr Kommunikation untereinander sowie eine bessere internationale Anbindung. Die Herausgeber Bode/Evers/Klein stellen fest, dass „Welten zwischen Zukunftsvision und Alltagsrealität“ (7) liegen. Das ist Anlass für sie, Bürgergesellschaft als Projekt kritisch zu prüfen und Möglichkeiten und Grenzen neu auszumessen. Es geht um Wirtschaft und Organisation der Bürgergesellschaft, Corporate Citizenship, um die Rolle der hauptamtlichen Mitarbeiter in NGOs, um Kooperationsnetze, die Erfolgsaussichten lokaler Governance-Arrangements und um Partizipation in umweltpolitischen Beteiligungsverfahren. Auch aus der Genderperspektive wird die Bürgergesellschaft untersucht. Erfreulich kritisch wird die „Bürgergesellschaft als Bertelsmann-Projekt“ (265 ff.) thematisiert. Insgesamt geht es darum, „einem Allerweltsbegriff wieder Bedeutung zu geben“ (66), dabei werden auch negative Aspekte nicht ausgeblendet. Der Sammelband, der auf eine Tagung am WZB (Oktober 2006) zurückgeht, stellt normativ-empathischen Forderungen an die Bürgergesellschaft „differenzierte empirische Befunde gegenüber“ (8). Die kritische, interdisziplinär angelegte Bestandsaufnahme ist für Forschung und Praxis anregend und kann zum Katalysator für neue zivilgesellschaftliche Aktivitäten werden.
Armin König (AK)
Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
Rubrizierung: 2.331 | 2.35 | 2.32 | 2.34 Empfohlene Zitierweise: Armin König, Rezension zu: Ingo Bode / Adalbert Evers / Ansgar Klein (Hrsg.): Bürgergesellschaft als Projekt. Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30220-buergergesellschaft-als-projekt_35856, veröffentlicht am 03.02.2009. Buch-Nr.: 35856 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken