Skip to main content
Paul Mattick

Business as usual. Krise und Scheitern des Kapitalismus. Aus dem Englischen übersetzt von Felix Kurz

Hamburg: Edition Nautilus 2012 (Nautilus Flugschrift); 156 S.; brosch., 12,90 €; ISBN 978-3-89401-754-5
Mattick geht es in seinem gut lesbaren Buch über die Finanz- und Wirtschaftskrise darum, die „gegenwärtige Situation zu begreifen“, indem sie in den Kontext der „langfristigen Dynamik“ (10 f.) gestellt wird. Mit Verweis auf James K. Galbraith macht er keinen Hehl aus seiner Meinung, dass es sinnlos sei, „Diskussionen weiterzuführen, die sich auf die konventionelle Wirtschaftswissenschaft stützen“ (11). Stattdessen bedient er sich der Theorien und Überlegungen von Karl Marx, um die inneren Widersprüche des Kapitalismus aufzudecken und dem vielfach anzutreffenden Hinweis auf ein Politikversagen als Ursache der Krise entgegenzutreten. Dazu widmet sich Mattick einzelnen Aspekten des ökonomischen Systems und liefert anregende Denkanstöße. So befasse sich z. B. die Wirtschaftstheorie „nicht mit der Profitabilität als dem bestimmenden Faktor der Wirtschaftsentwicklung“ und weigere sich zudem, „die Geschichte früherer Depressionen zur Kenntnis zu nehmen“ (44). Ein Grund dafür sei die dominante Ausrichtung auf das „Volkseinkommen“ – eine Denkfigur, die die wachsenden individuellen Einkommensungleichheiten in den westlichen Industriestaaten ausblende. Dies führe dazu, dass „Verbraucherausgaben und Investitionen in Produktionsmittel als voneinander unabhängige Beiträge zum Wirtschaftswachstum erscheinen“ (45). Dementsprechend wendet sich Mattick gegen die üblichen keynesianischen oder neoliberalen Rezepte. Beide Denkschulen gingen in ihrer Krisenbeschreibung davon aus, dass die Wirtschaft lediglich von einer (zeitweisen) Krankheit befallen sei, der mit staatlichen Ausgabeprogrammen abgeholfen werden müsse. Diese könnten jedoch nicht einer Depression entgegenwirken, denn nicht eine ungenügende Nachfrage, sondern unzureichende Profite für Unternehmensexpansionen seien die Ursache. Das „grundlegende Problem in einer Phase der Depression“ könne demnach „nur durch die Depression selbst gelöst werden“ (102). Diese steigere die Profitraten, indem sie die Kosten für Kapitalgüter und Arbeitskraft senke, durch technische Neuerungen die Produktivität steigere und den Kapitalbesitz in größeren, effizienteren Einheiten konzentriere. Im abschließenden Kapitel wendet sich Mattick dann der Zukunft des Kapitalismus zu, indem er noch einmal auf die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit den seiner Ansicht nach bahnbrechenden Überlegungen von Marx verweist.
Henrik Scheller (HS)
Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 4.43 | 2.262 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Paul Mattick: Business as usual. Hamburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34997-business-as-usual_42103, veröffentlicht am 12.07.2012. Buch-Nr.: 42103 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken