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Iris Ullmann

Causa Austria. Haider – Vranitzky – Schüssel. Eine Studie zu political Leadership

Wien: Braumüller 2009 (Studien zur politischen Wirklichkeit 23); XIV, 290 S.; kart., 26,90 €; ISBN 978-3-7003-1706-7
Politikwiss. Diss. Innsbruck; Gutachter: A. Pelinka. – Die grundsätzliche Austauschbarkeit von politischen Entscheidungsträgern ist ein essenzielles Merkmal demokratischer Systeme und dient, so eine zentrale These dieser Arbeit, der Überlebensfähigkeit des jeweiligen politischen Systems, da es Anschlussfähigkeit generiert. Ullmann beleuchtet die verschiedenen Facetten von „political leadership“, beschreibt ihren Macht- sowie Prozesscharakter und betont ihre identitätsstiftende Eigenschaft, die eine „Abgrenzung nach außen erzeugt“ (17). Allerdings stelle sich das Problem der Messbarkeit. Ihre theoretischen Überlegungen überprüft die Autorin am Beispiel des österreichischen demokratischen Systems im Zeitraum zwischen 1986 und der Nationalratswahl 2006. Dabei konzentriert sie sich auf drei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten und fragt: Waren der sozialdemokratische Regierungschef Franz Vranitzky, der nationale Rechtspopulist Jörg Haider und der ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel potenzielle „political leader“? Während Vranitzky und Schüssel primär als „political leader“ aufgetreten seien, charakterisiert die Autorin Haider eher als Populisten. Das Handeln der drei Personen sei „relational zu betrachten“ (219), es müsse im gegenseitigen Zusammenspiel reflektiert werden, weil eine gegenseitige Provokation bestanden habe. Der Untersuchungszeitraum sei durch eine Infragestellung des innerstaatlichen Konsenses geprägt gewesen, das politische System habe sich in Richtung Konkurrenz/Konflikt gewandelt – offen ausgetragene Konflikte seien an der Tagesordnung gewesen, in einer solchen Phase sei eine „Intensivierung von political Leadership“ erforderlich. Ullmann bezeichnet einen „political leader“ als eine „polarisierende Identifikationsfigur“ (240), die Widerstand hervorruft, ihr politisches Überleben an ihre persönliche Durchsetzungsfähigkeit hängt, damit die „Möglichkeit einer symbolischen Repersonalisierung von Politik“ bietet und die „Integrationsleistung des gesamten demokratischen System“ (241) verstärkt. Wenn sich aber „political leadership“ zu sehr in Richtung reiner Machtausübung entwickele, werde sie zur Gefahr für die Demokratie.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.4 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Iris Ullmann: Causa Austria. Wien: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31323-causa-austria_37273, veröffentlicht am 28.04.2010. Buch-Nr.: 37273 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken