Skip to main content
Hyekyung Cho

Chinas langer Marsch in den Kapitalismus

Münster: Westfälisches Dampfboot 2005; 359 S.; 29,90 €; ISBN 3-89691-621-1
Politikwiss. Diss. FU Berlin; Gutachter: W. D. Narr, R. Tetzlaff. – Die Entwicklung Chinas seit der Einleitung wirtschaftlicher Reformen 1978 sei durch gravierende Widersprüche geprägt, schreibt die Autorin. Auffällig sei zwar die Ähnlichkeit mit dem Profil einer kapitalistisch nachholenden Entwicklung. Jedoch seien für China drei spezifische Spannungsfelder zu benennen: Erstens finde die marktwirtschaftliche Transformation bei einem gleichzeitigen Machterhalt der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) statt. Zweitens stehe die Wahrnehmung als zumindest außenwirtschaftliche Weltmacht dem inneren Status als Entwicklungsland entgegen. Und drittens finde die Weltmarktintegration (vor allem der Beitritt zur WTO) angesichts der Renaissance eines nicht nur vom Regime gesteuerten Nationalismus statt. China stelle damit einen Sonderfall unter den Transformationsländern dar. In den Mittelpunkt ihrer weiteren Analyse stellt Cho die Rolle des Staates im marktwirtschaftlichen Reformprozess. Dabei zeigt sich, dass nach wie vor die staatliche Steuerung und Planung den Wirtschaftsprozess dominieren, wobei die mittlerweile erfolgte strategische Ausrichtung auf die als wichtig erachteten Industriesektoren die sozialen Probleme verschärft hat. In dieser spezifischen Transformation werden die Marktkräfte vom Staat gesteuert und auch eingeschränkt, wobei sich die Zentralregierung gegenüber den vielschichtigen Interessen der regionalen Instanzen als entwicklungsstrategischer Führer durchgesetzt hat. Cho warnt auf der Grundlage der wirtschaftlichen Daten vor einer Überinterpretation der künftigen weltweiten Rolle Chinas. Da das Regime sein Heil ausschließlich im Wachstum suche, stehe die weitere Entwicklung des Landes auf tönernen Füßen. Zudem seien bisher keine sozialen oder politischen Fortschritte zu verzeichnen. Die Ausbeutung der chinesischen Arbeiter, auf denen sich das Wachstum gründe, sei vielmehr ein Zeichen von Rückständigkeit und Schwäche des Systems.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.68 | 2.2 | 2.22 | 2.23 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Hyekyung Cho: Chinas langer Marsch in den Kapitalismus Münster: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/24874-chinas-langer-marsch-in-den-kapitalismus_28754, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 28754 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken