Sozialwiss. Diss. Konstanz; Begutachtung: S. Shikano, P. Selb, M. D. Ward. – Welche öffentliche Meinung herrscht in soziodemografischen Subgruppen der Bevölkerung vor? Diese Frage werde für die sozialwissenschaftliche Forschung immer wichtiger, sei aber mit herkömmlichen Methoden nur schwer zu erkunden. Daher widmet Simon Munzert seine kumulative Arbeit der Entwicklung einer Methode, die helfen soll, die öffentliche Meinung (insbesondere politische Präferenzen auf lokaler Ebene) in Subpopulationen besser zu verstehen. Dazu stellt er, als Co‑Autor von Peter Selb, im ersten Paper ein Analysemodell vor. Dieses soll helfen, durchschnittliche Präferenzen in Wahlkreisen einzuschätzen, auch wenn detaillierte Umfragedaten auf Wahlkreisebene nicht oder nur unzureichend verfügbar sind und auch Zensusdaten zur Stabilisierung umfragebasierter Ergebnisse nicht zur Verfügung stehen. Bisherigen Schätzmodellen fehle durch zu kleine Proben oder eine starke Abhängigkeit von bekannten Angaben über Bevölkerungsmerkmale häufig die Genauigkeit. Munzerts Modell, das er als „alternative Bayesian hierarchical approach“ (26) bezeichnet, baut in der Schätzung auf Surveydaten und geografische Informationen auf. Als Anwendungsbeispiele nennt der Autor die Erforschung von Eliteverhalten oder Wahlpräferenzen. Generell könne die Methode aber dazu dienen, „jegliche umfragebasierte Parameterschätzung zu verbessern, für welche die Annahme der geogra?schen Klumpung gerechtfertigt ist“ (v). Das zweite Paper, das Munzert zusammen mit Paul C. Bauer verfasste, ist der politischen Polarisierung in Deutschland von 1980 bis 2010 gewidmet. Auf der Basis einer Analyse von Daten aus der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die Polarisierung der öffentlichen Meinung in den vergangenen drei Jahrzehnten abgenommen habe. Diese Beobachtung gelte besonders im Hinblick auf höher gebildete und politisch interessierte Menschen.