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Katharina Röggla

Critical Whiteness Studies und ihre politischen Handlungsmöglichkeiten für Weiße AntirassistInnen. INTRO. Eine Einführung

Wien: Mandelbaum Verlag 2012 (kritik & utopie); 131 S. ; brosch., 12,- €; ISBN 978-3-85476-617-9
Beim Konzept von „Whiteness“ gehe es nicht um die Pigmentierung der menschlichen Haut, sondern um die kulturellen Zuschreibungen von Schwarz‑ und Weißsein. Sie führten zu realen rassistischen Strukturen, schreibt Katharina Röggla in dieser gelungenen Einführung in das Thema. „Die europäische Gesellschaft hat im Laufe der Jahrhunderte daran gearbeitet, Konzepte zu entwickeln, die Weißsein mit Intelligenz, Zivilisation, Reinheit und Moral beziehungsweise Schwarzsein mit Körperlichkeit und Sexualität verknüpfen“ (58). Diese Strukturen – die oft genug überhaupt nicht wahrgenommen würden – konstituierten einen Sozialraum, in dem Weißsein als normal und Schwarzsein als die Ausnahme wahrgenommen werde. Röggla erläutert vor dem Hintergrund dieser Annahmen zunächst die theoretischen Grundlagen der Critical Whiteness Studies, die – aus den USA kommend – längst in Europa Anschluss an postkoloniale und feministische Diskurse gefunden haben. Allerdings fällt auf, dass „Whiteness“ vorwiegend als der eine von zwei Teilen einer Gegenüberstellung von Weiß und Schwarz definiert wird. Es ist fraglich, ob dies dem Pluralismus der heutigen US‑amerikanischen (und europäischen) Gesellschaft noch angemessen ist. Der zweite Teil des Buches ist der Suche nach antirassistischen Strategien gewidmet. Vorgestellt wird zunächst das Konzept des Race Traitor von Noel Ignatiev und John Garvey. Es sieht vor, das Weißsein selbst zu zerstören, die Autorin lehnt es als zu unbestimmt ab. Positiver bewertet wird der White Woman Feminism von Marylin Frye. Sie differenziert analog zur Unterscheidung von Sex und Gender zwischen weißer Hautfarbe und Whitelyness – gemeint ist damit die Annahme und Bejahung der oben erwähnten kulturellen Konstrukte. Besonders hervorgehoben wird schließlich das Out of Whiteness‑Konzept von Vron Ware und Les Back. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Weißen im Stil des investigativen Journalismus die Konsequenzen ihres eigenen Rassismus drastisch vor Augen zu führen. Als Hoffnungsträger gegen den Rassismus benennen Gare und Back, wie schließlich auch die Autorin, die sozialen Bewegungen. In ihnen werde die Vielfalt und Hoffnung auf eine bessere Zukunft täglich erlebt.
Kristian Klinck (KLI)
Dr. rer. pol., Politikwissenschaftler, Lehrbeauftragter, Institut für Sozialwissenschaft, CAU Kiel.
Rubrizierung: 5.22.235.42 Empfohlene Zitierweise: Kristian Klinck, Rezension zu: Katharina Röggla : Critical Whiteness Studies und ihre politischen Handlungsmöglichkeiten für Weiße AntirassistInnen. Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35611-critical-whiteness-studies-und-ihre-politischen-handlungsmoeglichkeiten-fuer-weisse-antirassistinnen_42975, veröffentlicht am 02.05.2013. Buch-Nr.: 42975 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken