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Christian Feißt

Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) seit Mitte der achtziger Jahre

M.A. Würzburg (Politische Wissenschaft): OHNE 1996; 140 S.; ISBN OHNE
Erstgutachter: A. Kimmel. Standort: Bibliothek des Lehrstuhls für Politische Wissenschaft, Universität Würzburg (keine Fernleihe), Wittelsbacherplatz 1, 97074 Würzburg; Tel.: 0931/888 48 54. - Ausgangspunkt der Arbeit ist die vermeintliche Krise des Welthandelsregimes, dessen organisatorisches Zentrum das GATT bzw. die heutige WTO bildet. Nach der Erörterung von vier regimetheoretischen und zwei handelspolitischen Ansätzen wird im empirischen Teil zunächst die historische Entwicklung des GATT betrachtet. Dabei ist erkennbar, daß das GATT dem orthodoxen liberalen Ideal weder bei seiner Gründung noch seiner späteren Entwicklung entsprach, sondern daß, nach John Gérard Ruggie, der prinzipielle Liberalismus im internationalen Handel immer die wohlfahrtsstaatlichen Ziele der innenpolitischen Stabilisierung anerkannt hatte. Insofern können Abweichungen vom liberalen Idealtyp in den achtziger und neunziger Jahren nicht grundsätzlich als Schwächung des Regimes betrachtet werden. Zur Beurteilung der Stärke der Regimenormen werden sieben Problemfelder empirisch untersucht: (Anti-)Dumping, Subventionen und Ausgleichszölle, Importbeschränkungen, Regionalismus, die Entwicklungsproblematik und Streitschlichtung. Aus dieser Analyse ergibt sich eine Beurteilung der Stärke der Regimenormen, die sich einem in der Literatur häufig beobachteten Schwarz-Weiß-Muster widersetzt. Während einige der Normen als mittelstark bis schwach zu bezeichnen sind, sind Stärkungen der Normen multilaterale Regelimplementation und Transparenz unübersehbar. Weitgehend von diesem Themenkomplex getrennt wurde eine sektorale Analyse der Verhandlungen der Uruguay-Runde (1986-1994) vorgenommen. Die häufig vertretene Ansicht, der Abschluß der Runde leite ein neues Zeitalter im internationalen Handel ein, wird nicht geteilt: Vielmehr stellt er eine Fortsetzung des Musters des inkrementellen Wandels innerhalb weitgehend unveränderter Normen dar. Auffallend war das stärkere Engagement und Gewicht der Entwicklungsländer, auch wenn der Abschluß der Runde von der Einigung zwischen den USA und der EU abhing. Ein Rückschluß auf die Stärkung der Regimenormen wird nicht gezogen, da dies von der derzeit noch unsicheren Implementation der Ergebnisse der Runde abhängig ist. Seit dem Abschluß der Arbeit sind neue Entwicklungen eingetreten, die an einer wesentlichen Stärkung des Regimes Zweifel aufkommen lassen (u. a. sektorale Dienstleistungsverhandlungen und Abschaffung "freiwilliger" Selbstbeschränkungsabkommen). Am Ende der Arbeit stehen regimetheoretische Ergebnisse.
Christian Feißt (Christian Feißt)
Rubrizierung: 4.43 | 4.44 | 4.22 | 2.64 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Christian Feißt, Rezension zu: Christian Feißt: Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) seit Mitte der achtziger Jahre M.A. Würzburg (Politische Wissenschaft): 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/4744-das-allgemeine-zoll--und-handelsabkommen--gatt-seit-mitte-der-achtziger-jahre_2532, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 2532 Rezension drucken