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Anne J. Braun

Das Ende der billigen Arbeit in China. Arbeitsrechte, Sozialschutz und Unternehmensförderung für informell Beschäftigte

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Ostasien im 21. Jahrhundert); 241 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-17947-6
Der plakative (und zu überspitzte) Titel ist das einzige Manko dieser gründlich recherchierten Studie, die mit einem vorsichtigen Fazit endet: Die Arbeit werde in China teurer – „allerdings nicht sprunghaft und nur in begrenztem Ausmaß“ (199). Diese Aussage basiert auf einer Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Stellung informell Beschäftigter. „Heute ist in China jeder zweite Arbeitsplatz als informell zu bezeichnen, da er nicht durch Arbeitsverträge und Sozialversicherungszahlungen geschützt und meist temporär, unsicher oder unterbezahlt ist oder auf Selbstbeschäftigung beruht.“ (12) Mit Blick auf zahlreiche andere Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika geht die Autorin davon aus, dass die informelle Beschäftigung auf Dauer ein Bestandteil des chinesischen Wirtschaftslebens sein wird. Der Regierung bescheinigt sie nach einer umfangreichen Auswertung verschiedener Dokumente, dieses Problem erkannt zu haben und in Übereinstimmung mit den Zielen der ILO an der Verbesserung der rechtlichen und sozialen Stellung der Betroffenen zu arbeiten. Als herausragende Meilensteine werden das Inkrafttreten des Arbeitsvertragsgesetzes und des Gesetzes zur Schlichtung von Arbeitskonflikten 2008 genannt. Braun zeigt allerdings auch die immensen Schwierigkeiten auf, die einer Durchsetzung der politischen Absichten und gesetzlichen Regelungen im Wege stehen. China sei „das am stärksten dezentralisierte Land der Erde“ (197), die Regelungen auf den verschiedenen Regierungsebenen glichen einem Flickenteppich. Daher sei es zum Beispiel oft unmöglich, nach einem Umzug Rentenansprüche von einer Rentenkasse auf die andere zu übertragen. Als größtes Hindernis der Besserstellung informell Beschäftigter wird allerdings das Hukou-System genannt. Diese Haushaltsregistrierung sorgt nach wie vor für eine strukturelle Ungleichbehandlung einheimischer städtischer und vom Land zugezogener Arbeitskräfte. Braun zeigt anhand von Fallstudien, dass in einigen Städten deshalb Regelungen gefunden werden, um Arbeitsmigranten wenigstens etwas abzusichern. Zu beobachten sei so das Entstehen einer semi-formellen Beschäftigung mit den Möglichkeiten, sich für Rente und Krankheit zu versichern und vorenthaltenen Lohn einzuklagen. Diese Verbesserungen könnten im untersten Segment des Arbeitsmarktes für Kostensteigerungen sorgen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.68 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Anne J. Braun: Das Ende der billigen Arbeit in China. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14486-das-ende-der-billigen-arbeit-in-china_40166, veröffentlicht am 24.05.2011. Buch-Nr.: 40166 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken