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Rudolf Dolzer / Michael Sachs / Thomas Würtenberger / Herbert Haller / Eibe Riedel

Das parlamentarische Regierungssystem und der Bundesrat - Entwicklungsstand und Reformbedarf/Rechtliche Optimierungsgebote oder Rahmensetzungen für das Verwaltungshandeln? Berichte und Diskussionen auf der Tagung der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer in Potsdam vom 7. bis 10. Oktober 1998

Berlin: Walter de Gruyter 1999 (Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer 58); 341 S.; brosch., 150,- DM; ISBN 3-11-016586-4
Zum ersten Beratungsgegenstand referieren Dolzer und Sachs. Dolzer sieht das Verhältnis des Bundesrats zum parlamentarischen Regierungssystem vor allem durch die Gestalt des Föderalismus und die Entwicklung des bundesstaatlichen Parteiwesens geprägt (35). Von dem Leitbild des Parlamentarischen Rates hat sich die Verfassungswirklichkeit nach Dolzer in wesentlichen Punkten entfernt. So habe sich auf der Grundlage des unitarischen Bundesstaates in den vergangenen Jahrzehnten "ein Föderalismus der mehrheitsbezogenen Verbundsbeteiligung" (36) entwickelt. Dieser sei geprägt durch fehlenden Mut und Willen zur gliedstaatlichen Eigenständigkeit, durch die zentrale Ablösung dezentraler Autonomie, durch eine zunehmende Fusion von Bund und Ländern sowie durch eine Arbeitsweise des Bundesrates, die primär an der politischen Mehrheit im Bundesrat im Gegensatz zur Wahrnehmung spezifischer Landesinteressen ausgerichtet sei. Dolzer plädiert dafür, die Eigenverantwortlichkeit der Länder wieder zu stärken und den Katalog der Zustimmungsrechte im Bundesrat zurückzuführen (38). Sachs hingegen tritt stärker für die Erhaltung des Status quo ein. Er argumentiert, daß ein wesentliches Element der Bundesstaatlichkeit in den Mitwirkungsmöglichkeiten der Länder auf der Bundesebene bestehe. Diese seien um so wichtiger, als die Länder von einem Kompetenzverlust bedroht seien, der nur durch die Mitwirkung über den Bundesrat aufzuwiegen sei. Den Einfluß parteipolitischer Vorstellungen im Bundesrat sieht Sachs als ebenso legitim wie in anderen politischen Organen an (78). Die Möglichkeit der Blockade durch den Bundesrat ist nach Sachs bei Zustimmungsgesetzen vom Grundgesetz gewollt. Einen Bedarf für grundlegende Reformen des Bundesrates oder des föderativen Systems sieht Sachs daher nicht. Ein zweiter eigenständiger Beratungsgegenstand behandelt die Frage, inwieweit das Gesetz das Verwaltungshandeln steuern kann und soll, und welches Ausmaß die Kontrolle der Verwaltung haben soll (6).
Sven Christian Singhofen (SCS)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaft (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.321 | 2.322 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Sven Christian Singhofen, Rezension zu: Rudolf Dolzer / Michael Sachs / Thomas Würtenberger / Herbert Haller / Eibe Riedel: Das parlamentarische Regierungssystem und der Bundesrat - Entwicklungsstand und Reformbedarf/Rechtliche Optimierungsgebote oder Rahmensetzungen für das Verwaltungshandeln? Berlin: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11050-das-parlamentarische-regierungssystem-und-der-bundesrat---entwicklungsstand-und-reformbedarfrechtliche-optimierungsgebote-oder-rahmensetzungen-fuer-das-verwaltungshandeln_13064, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13064 Rezension drucken