Skip to main content
Siegfried Frech / Wolf Grabendorff (Hrsg.)

Das politische Brasilien. Gesellschaft, Wirtschaft, Politik & Kultur

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2013; 300 S.; brosch., 19,80 €; ISBN 978-3-89974899-4
„Brasilien hat in den vergangenen Jahren einen beispiellosen wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung vollzogen und weltpolitisch erheblich an Gewicht gewonnen“ (7), konstatieren die Herausgeber. Wie genau die Folgen dieses Aufschwungs in ganz unterschiedlichen Gesellschafts‑ und Politikbereichen aussehen, zeigen die einzelnen Beiträge des Bandes. Gilberto Calcagnotto erläutert, dass die sozialen Unterschiede und Spannungen im Land bisher immer schon sehr stark ausgeprägt gewesen seien. Die jüngste Entwicklung seit Mitte der 1990er‑Jahre – die sich im Unterschied zu den übrigen sogenannten BRICS‑Staaten vollziehe – sei daher untypisch: „Die soziale Ungleichheit geht merklich zurück.“ (87) Dennoch blieben die Verminderung der extremen Einkommensunterschiede und die Armutsbekämpfung auch weiterhin Aufgabe brasilianischer Innen‑ und Sozialpolitik. Neben solchen Blicken nach innen richten andere Beiträge den Fokus auf die Rolle Brasiliens in der Welt. Wolf Grabendorff stellt hierzu fest, dass Brasilien die Rolle als regionale Führungsmacht und als internationaler Player spätestens während der Präsidentschaft Lula da Silvas eher zugefallen sei. Fortan habe Brasilien aber eine ganze Reihe von außenpolitischen Aktivitäten entfaltet, sodass das Land – wie auch die US‑amerikanische Investmentbank Goldman Sachs betone – von der internationalen Bühne nicht mehr wegzudenken sei. Dass dieser Befund sinngemäß auch für die deutsch‑brasilianischen Beziehungen gilt, unterstreicht Peter Rösler in seinem Beitrag. Während Deutschland als hochentwickelter Technik‑ und Industriestandort gelte, verfüge Brasilien über „gewaltige Bergbau‑ und Agrarressourcen“, was beide Länder zu „idealen Partnern“ (180) mache. Die Tendenz gehe indes zu einem stärkeren Selbstbewusstsein der Brasilianer, weswegen die strategische Partnerschaft weiterhin „viel Kreativität, Kompromissbereitschaft und politische Toleranz“ (195) voraussetze. Die einzelnen, überaus gut verständlichen Beiträge verfügen über jeweils kurze Literaturlisten. Für einen schnellen Zugriff kann auf kurze Abstracts zurückgegriffen werden.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.65 | 2.21 | 2.23 | 4.22 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Siegfried Frech / Wolf Grabendorff (Hrsg.): Das politische Brasilien. Schwalbach/Ts.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36657-das-politische-brasilien_44389, veröffentlicht am 30.01.2014. Buch-Nr.: 44389 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken