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Bernd Florath (Hrsg.)

Das Revolutionsjahr 1989. Die demokratische Revolution in Osteuropa als transnationale Zäsur

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011 (Analysen und Dokumente 34); 251 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-525-35045-4
Im Jahr 2009 fand eine nahezu unüberschaubare Reihe von Veranstaltungen zum 20-jährigen Jubiläum der Revolutionen von 1989 in Ostmittel- und Osteuropa statt. Im Rahmen des Berliner „Geschichtsforums 1989/2009“ im Mai des Jahres organisierte auch die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR eine internationale Konferenz. Zwei Drittel der dort präsentierten Beiträge liegen jetzt in einem Band vor. Darin wird das Revolutionsjahr 1989 sowohl aus welt- als auch aus landesgeschichtlicher Perspektive thematisiert, wobei der aufgrund des Untertitels zu erwartende transnationale Vergleichsaspekt nur von wenigen Autoren (Jerzy Holzer, teilweise Christian Halbrock) dezidiert aufgegriffen wird. Ein Schwerpunkt liegt auf den deutschen Geschehnissen, in sieben von 14 Beiträgen werden diese angesprochen. Allgemein sind die Artikel in Länge und Methodik sehr unterschiedlich: Bernd Florath etwa liefert eine mehr als 40-seitige, quellengesättigte Analyse des zunehmenden Zerfalls der SED, während Reinhard Weißhuhns Ausführungen zu den Kontakten der ungarischen und der DDR-Opposition als eine Art Erfahrungsbericht gerade einmal zehn Druckseiten einnehmen. William Totoks Beitrag ist eine kommentierte Quellenedition von Berichten der Securitate zu seiner Person. Diese Heterogenität der Beiträge ist vom Herausgeber durchaus gewollt, erschwert dem Leser jedoch ein wenig den Zugang. Über 1989 hinaus weisen János Rainers Überlegungen zur Vergangenheitsbewältigung in Ungarn sowie der einleitende Essay von Ágnes Heller. Die ungarische Philosophin formuliert darin einige durchaus streitbare Thesen, etwa zur „Zufälligkeit“ aller „wesentlichen politischen Ereignisse“ (18) oder die Auffassung, dass multiethnische Staaten nur als Diktaturen existieren können. Insgesamt gelingt es den Autorinnen und Autoren, interessante Schlaglichter auf die Ereignisse des Jahres 1989 zu werfen. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass die Hälfte von ihnen selbst als Protagonisten an diesen Ereignissen beteiligt war.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.2 | 2.61 | 2.22 | 2.25 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Bernd Florath (Hrsg.): Das Revolutionsjahr 1989. Göttingen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34162-das-revolutionsjahr-1989_40977, veröffentlicht am 05.01.2012. Buch-Nr.: 40977 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken