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Stefan Piasecki

"Das SCHAUFENSTER DES SCHRECKENS in den TAGEN DES ZORNS". Eine inhaltliche Analyse der Darstellung von Islam, Islamismus und islamischer Religiosität in der Berichterstattung über den Karikaturenstreit

Marburg: Tectum Verlag 2008; 474 S.; pb., 29,90 €; ISBN 978-3-8288-9690-1
Gesellschaftswiss. Diss. Duisburg-Essen; Gutachter: C.-E. Bärsch, J. Zimmer. – Piasecki untersucht wichtige deutsche Zeitungen und Magazine mithilfe einer Inhaltsanalyse. Dabei geht es jedoch nicht so sehr um die Inhalte selbst, als vielmehr um deren Vermittlungsstruktur. So wundert er sich, „dass die Wirkung von Nachrichtengehalten auf das religiöse Bewusstsein von Nachrichtenempfängern bislang wenig beachtet wurde“ (23). Daher untersucht er, was eine mögliche Religionsnähe oder -ferne der Kommunikationsteilnehmer für die mediale Berichterstattung bedeutet. Im Zentrum der Analyse steht die mediale Präsentation des Konflikts um die Mohammed-Karikaturen. Eines der ersten Ergebnisse Piaseckis ist, dass Religion „in der öffentlichen Vermittlung weiterhin nicht modern“ (81) erscheint und er kritisiert, dass die mangelnde „religiöse Fokussierung der breiten Bevölkerung“ und „Religionsferne der Bildungsbürger“ für ein „beliebiges religiöses Einheitswissen“ (84) sorgten. Im Kontext der Kommerzialisierung der Medien erläutert der Autor am Beispiel des Magazins „Der Spiegel“, wie Journalisten durch die Mischung realer und fiktiver Elemente, einerseits auf der Text-, andererseits auf der Bildebene, eine „Parallelhandlung“ (104) konstruierten. Der Text im Beispiel kritisiere jüdische Siedler, die Bilder zeigten jedoch einen durch Palästinenser bedrohten jüdischen Säugling. Piasecki führt weiter aus, dass religiöse Elemente in deutschen Redaktionen auf Ablehnung und Unverständnis stießen, was sich zielsicher in der Brandmarkung gesellschaftlicher Probleme als „moralische Verfehlungen der Hinausgedrängten“ niederschlage. Den so Markierten bliebe „kaum eine Möglichkeit zur Rehabilitierung“ (135). In seinem Fazit warnt der Autor, durch die Verwendung „von Horrorbildern […] die Symbolik von Untergruppen (in diesem Fall Terroristen) zu verwenden und diese Symbolik ‚wahr’ zu machen für alle Muslime“ (392). Zudem habe sich gezeigt, „dass die Religionsferne und Skepsis vieler Journalisten tatsächlich ihren Auftrag zur neutralen Darstellung […] beeinflussen kann“ (395).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.3332.35 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Stefan Piasecki: "Das SCHAUFENSTER DES SCHRECKENS in den TAGEN DES ZORNS" Marburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30893-das-schaufenster-des-schreckens-in-den-tagen-des-zorns_36712, veröffentlicht am 26.08.2009. Buch-Nr.: 36712 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken