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Stéphane Courtois / Nicolas Werth / Jean-Louis Panné / Andrzej Paczkowski / Karel Bartosek / Jean-Louis Margolin

Das Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Mit dem Kapitel "Die Aufarbeitung des Sozialismus in der DDR" von Joachim Gauck und Ehrhart Neubert. Aus dem Französischen von Irmela Arnsperger, Bertold Galli, Enrico Heinemann, Ursel Schäfer, Karin Schulte-Bersch, Thomas Wollermann

München/Zürich: Piper 1998; 987 S.; 2. Aufl.; geb., 68,- DM; ISBN 3-492-04053-5
Die Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 und die damit verbundene Auffassung, in politischer Hinsicht am vorweggenommenen Ende des "kurzen 20. Jahrhunderts" zu stehen, bilden den Anlaß für die umfassende Bilanz der weltweiten "Verbrechen des Kommunismus", so der Titel des einführenden Beitrags. Die Autoren setzen sich zum Ziel, Terror, Unterdrückung und Verbrechen in den Staaten zu dokumentieren und zu bewerten, die sich zwischen 1917 und 1997 in unterschiedlicher Form zum Sozialismus als Herrschaftssystem bzw. zum Kommunismus als Staatsideologie bekannt haben. Eingeschlossen in die Untersuchung werden außerdem politische Organisationen und Parteien mit sozialistisch/kommunistischer Zielsetzung auch da, wo sie nicht zur Macht gelangt waren oder sind. Der enorme Umfang dieses Untersuchungsprogramms sowie die vielfach unzureichend geklärte oder unvollständige Quellenlage (z. B. in den Staaten mit andauernder sozialistischer Regierung) lassen das Ergebnis notwendigerweise als Zwischenbilanz erscheinen. Das grundlegende Problem der Studie, für die Begriffe "Kommunismus" und "Verbrechen" eine analytisch handhabbare Definition zu geben, wird in den einzelnen Beiträgen methodisch uneinheitlich gelöst und erschwert den ausdrücklich angestrebten Vergleich (43). Folgende Feststellung gibt Anlaß zur Reflexion der Untersuchungskriterien: "Die hier dargestellten Verbrechen werden nicht nach der Gesetzgebung kommunistischer Diktaturen definiert, sondern nach den nicht schriftlich niedergelegten, natürlichen Rechten des Menschen." (15). Ähnlich verhält es sich mit der Definition der "Vernichtung durch Hunger" als "Hungersnöte, die absichtlich hervorgerufen und/oder nicht gelindert wurden" (16), die für den weit überwiegenden Teil der Opfer vor allem in China und der Sowjetunion verantwortlich gemacht werden. Die Autoren gründen ihre Beiträge im wesentlichen auf französische bzw. in französischer Sprache zugängliche Untersuchungen und Dokumentationen; das Kapitel über die Aufarbeitung des Sozialismus in der DDR gehört nicht zur Originalveröffentlichung und steht methodisch nicht im Kontext der Studie. Inhalt: Stéphane Courtois: Die Verbrechen des Kommunismus (11-43). I. Ein Staat gegen sein Volk: Nicolas Werth: Gewalt, Unterdrückung und Terror in der Sowjetunion (45-295). II. Weltrevolution, Bürgerkrieg und Terror: Stéphane Courtois / Jean-Louis Panné: Die Komintern in Aktion (299-365); Stéphane Courtois / Jean-Louis Panné: Der lange Schatten des NKWD fällt auf Spanien (366-386); Rémi Kauffer: Kommunismus und Terrorismus (387-394). III. Das übrige Europa als Opfer des Kommunismus: Andrzej Paczkowski: Polen, der "Erbfeind" (397-429); Karel Bartosek: Mittel- und Südosteuropa (430-504). IV. Kommunistische Regimes in Asien: Zwischen "Umerziehung" und Massenmord: Jean-Louis Margolin: China: Ein langer Marsch in die Nacht (511-608); Pierre Rigoulot: Nordkorea, Vietnam, Laos: Die Saat des Drachens (609-641); Jean-Louis Margolin: Kambodscha: Im Land der unfaßbaren Verbrechen (643-708). V. Die Dritte Welt: Pascal Fontaine: Lateinamerika: Heimsuchungen des Kommunismus (711-747); Yves Santamaria: Formen des Afrokommunismus: Äthiopien, Angola, Moçambique (748-771); Sylvain Boulouque: Der Kommunismus in Afghanistan (772-792); Stéphane Courtois: Warum? (793-825). Die Aufarbeitung des Sozialismus in der DDR: Ehrhart Neubert: Politische Verbrechen in der DDR (829-884); Joachim Gauck: Vom schwierigen Umgang mit der Wahrnehmung (885-894).
Michael Hein (HN)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Arbeitsstelle für graphische Literatur, Universität Hamburg, freier Lektor, Übersetzer, Publizist.
Rubrizierung: 2.25 | 2.22 | 2.313 | 2.62 | 2.61 | 2.67 | 2.68 | 4.22 | 4.42 | 5.43 Empfohlene Zitierweise: Michael Hein, Rezension zu: Stéphane Courtois / Nicolas Werth / Jean-Louis Panné / Andrzej Paczkowski / Karel Bartosek / Jean-Louis Margolin: Das Schwarzbuch des Kommunismus. München/Zürich: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/6119-das-schwarzbuch-des-kommunismus_8331, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 8331 Rezension drucken