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Aleksandrina Tsoneva

Das Theater der Politik

Bonn: Bouvier Verlag 2008 (Forum junge Politikwissenschaft 12); 127 S.; kart., 14,90 €; ISBN 978-3-416-03141-7
Die Rede von der Politik als Theater ist eine gängige Wendung. Die Autorin untersucht diese Darstellungsseite der Politik mit dem erklärten Ziel, „von dem Klischee des manipulativen Charakters der Darstellungen von Politikern wegzukommen“ (7). Dieses Theater ist nach Sicht Tsonevas viel eher notwendig für den Vermittlungsprozess von Politik. Dabei geht es in ihrem Text weniger um Aspekte der Medientheatralität und Medieninszenierung, sondern um die Persönlichkeit der Politiker, ihr Erscheinungsbild und theatralisches Handeln im Berufsalltag. Mit ihrer Darstellung, führt die Autorin aus, „tragen sie zur Überführung von politischen Inhalten in die Realität bei“ (33). Gerade dieser Aspekt, der gewissermaßen Kern und Ziel der Arbeit ausmacht, bleibt jedoch überraschend wenig diskutiert. Am Beispiel des Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit problematisiert Tsoneva zwar, „der Darsteller der Charmeur-Rolle kann sehr leicht der Versuchung verfallen, sich mit den […] Symbolen der Macht nur ihrer selbst willen zu umgeben“ (86), lässt es bei dieser Feststellung jedoch bewenden. Zudem führt sie aus, dass es, wie im Falle einer Theaterinszenierung, eines geschulten Publikums bedürfe. Dies sei in erster Linie das Parlament, sodann jedoch der Wähler, beispielsweise auf Wahlveranstaltungen. Eine direkte Analyse des Problems des Verschwimmens von Verhalten oder Rolle in Wahrnehmungskategorien der Authentizität und Virtualität, was sich schließlich auch auf die Rezeption der politischen Inhalte auswirken kann, bleibt leider aus. Da Angela Merkel „die Show verweigert“ und zu Bildern regelrecht aufgefordert werden müsse, erhalte man nach Tsoneva den Eindruck, sie „sei eine Marionette“ (96). Den Eklat im Bundesrat im März 2002 bei der Abstimmung über das Zuwanderungsgesetz deutet die Autorin mit Peter W. Marx als „notwendiges Theater der Legitimität“ (110). Die gespielte Empörung hätte die Einheit des politischen Verfahrens nicht beschädigt, was nach Meinung der Autorin daraus abzulesen sei, dass das Bundesverfassungsgericht das Gesetz samt Vorgang zwar verwarf, jedoch keine Konsequenzen für die Beteiligten verhängte.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.333 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Aleksandrina Tsoneva: Das Theater der Politik Bonn: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30587-das-theater-der-politik_36324, veröffentlicht am 02.09.2009. Buch-Nr.: 36324 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken