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Jörn Knobloch

Defekte Demokratie oder keine? Das politische System Rußlands

Münster: Lit 2002 (Region – Nation – Europa 16); 177 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 3-8258-6325-5
Das Buch hat eine dreifache Fragestellung: Zunächst setzt Knobloch sich mit dem Begriff und dem System-Typ der „Demokratie mit Adjektiven" auseinander. Zweitens geht es um die so genannte „komplexe" Demokratietheorie, die die empirische und normative Demokratietheorie verbinden soll. Drittens wird untersucht, inwiefern die Russische Föderation nach den Kriterien der komplexen Demokratietheorie als eine Demokratie bezeichnet werden kann. Knobloch kommt zu dem Ergebnis, dass Russland als ein hybrides System und nicht als eine defekte oder autoritäre Demokratie zu charakterisieren ist (158). Möglichkeiten einer zukünftigen demokratischen Entwicklung in Russland sieht der Autor zum einen in der Stärkung des Staates bzw. der Überwindung des Staatsversagens und zum anderen in der „Entwicklung korporatistischer Organisationen", die dem „Widerspruch der Bürger Gehör verschaffen" (160). Konkret stellt Knobloch sich das so vor: „Statt auf große Themen sollte Öffentlichkeit und Partizipation sich auf kleinere Dinge wie die Arbeitsbeziehungen und Probleme der Infrastruktur konzentrieren." (160) Insgesamt fällt auf, dass der Theorieteil allein ein Drittel des Buches einnimmt. Wer angesichts des Titels erwartet, dass es in dem Buch in erster Linie um die Beschreibung des politischen Systems Russlands geht, wird also etwas auf die falsche Fährte gelockt. Dies wäre an sich noch kein Manko. Aber die Auseinandersetzung mit den Begriffen und den theoretischen Konzepten ist wenig überzeugend. Sie ist zu stark überfrachtet mit Wissenschaftsjargon und bemüht sich nicht um eine empirische Veranschaulichung der Argumentation. An vielen Stellen beeinträchtigt dies die Lesbarkeit. Daher ist anzunehmen, dass auch der theoretische Teil den meisten Lesern nicht viel nützen wird. Inhalt: I. Theoretische Konzepte und Vorgehensweise: 2. Einführung in das Konzept der defekten Demokratie; 3. Die Logik der Grauzone; 4. Die komplexe Demokratietheorie. II. Das politische System Rußlands aus Sicht der komplexen Demokratietheorie: 5. Das politische System Rußlands I: Konstituierende Merkmale; 6. Das politische System Rußlands II: Institutionen und Legitimation; 7. Das politische System Rußlands III: Input-Dimension; 8. Das politische System Rußlands IV: Output-Dimension. III. Das politische System Rußlands: Anatomie und Dilemmata: 9. Anatomie eines Hybriden; 10. Russische Dilemmata.
Sven Christian Singhofen (SCS)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaft (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.62 | 2.2 | 2.21 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Sven Christian Singhofen, Rezension zu: Jörn Knobloch: Defekte Demokratie oder keine? Münster: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/18327-defekte-demokratie-oder-keine_21215, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 21215 Rezension drucken