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Ullrich Heilemann (Hrsg.)

Demografischer Wandel in Deutschland. Befunde und Reaktionen

Berlin: Duncker & Humblot 2010; 186 S.; 58,- €; ISBN 978-3-428-13354-3
Der Herausgeber verfolgt das Ziel, „das aktuelle Bild von Umfang, Struktur und Konsequenzen des Demografie-Problems in Deutschland sowie seiner Lösungs- und Reaktionsmöglichkeiten zu beleuchten“ (34). Dies gelingt den Autoren trotz des geringen Umfangs des Bandes hervorragend. Heilemann stellt in der Einführung einige der Leitfragen dar, verweist jedoch gleichzeitig auf Lücken im wissenschaftlichen und praktischen Diskurs. Adolf Wagner kritisiert die fehlende Bereitschaft des wissenschaftlichen und politischen Mainstreams, nicht-orthodoxe Erklärungsmodelle in die relevanten Analysen einfließen zu lassen. Sehr überzeugende Thesen zu einer veränderten Arbeitszeitpolitik als mögliche Option zur Vermehrung des Arbeitskräftepotenzials legt Eugen Spitznagel dar. Durch den Druck der demografischen Veränderung der deutschen Bevölkerung sollten nicht nur klassische Möglichkeiten politischer Steuerung – u. a. mehr Zuwanderung, höheres Rentenalter – angewendet, sondern auch eine längere Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten angestrebt werden. Das beste Mittel hierfür sei eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch qualifizierte Betreuung und Bildung von Kindern. In dieselbe Richtung argumentiert Gunter Steinmann, indem er konkrete Vorschläge zur Verringerung der Kosten macht, die Eltern aus der Betreuung und Ausbildung ihrer Kinder entstehen. Hans Dietrich von Loeffelholz legt den Schwerpunkt auf die ostdeutschen Länder und argumentiert, dass die politische Steuerung von Zuwanderung durchaus zur Abfederung der Auswirkungen des demografischen Wandels in Ostdeutschland genutzt werden könne. Abschließend stellt Georg Milbradt die demografische Lage Sachsens sowie die getroffenen Maßnahmen exemplarisch dar und verweist auf eine dringend nötige Flexibilisierung der möglichen Reaktionen. Die demografische Veränderung der deutschen Bevölkerung ist unstrittig eines der zentralen Themen der kommenden Jahrzehnte. Daraus leitet sich die Relevanz des aus einem Kolloquium an der Universität Leipzig im Februar 2009 hervorgegangenen Bandes ab, die durch die hohe Qualität der Beiträge noch unterstrichen wird.
Matthias Seifert (MSE)
Politikwissenschaftler, Lehrer für Gemeinschaftskunde und Englisch, Gymnasium Englisches Institut Heidelberg.
Rubrizierung: 2.35 | 2.342 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Matthias Seifert, Rezension zu: Ullrich Heilemann (Hrsg.): Demografischer Wandel in Deutschland. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32955-demografischer-wandel-in-deutschland_39367, veröffentlicht am 25.10.2010. Buch-Nr.: 39367 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken