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Ute Engelen

Demokratisierung der betrieblichen Sozialpolitik? Das Volkswagenwerk in Wolfsburg und Automobiles Peugeot in Sochaux 1944-1980

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Wirtschafts- und Sozialgeschichte des modernen Europa 2); 503 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8329-7759-7
Diss. Bielefeld; Begutachtung: T. Welskopp, P. Fridenson, H. Joly, K. Lauschke. – Sowohl in Frankreich als auch in der Bundesrepublik galt die Automobilbranche als „Schrittmacher des ökonomischen Fortschritts nach 1945“ (22). Wie wirkte sich diese Tatsache auf die betriebliche Sozialpolitik der Unternehmen in diesem Wirtschaftszweig aus? Ute Engelen vergleicht die sozialen Leistungen zweier häufig mit dem Wirtschaftswunder assoziierter und als sozial wahrgenommener Automobilhersteller: das Volkswagenwerk in Wolfsburg und Automobiles Peugeot in Sochaux. Diese Hauptbetriebe ähnelten sich insofern, als sie aufgrund ihrer Lage in relativ gering bevölkerten Regionen überregional Arbeitskräfte anwerben mussten und viele Leistungen, wie etwa im Freizeit‑ und Wohnungsbereich, selbst erbrachten oder bezuschussten. In der Nachkriegszeit habe sich, so die Autorin, die betriebliche Sozialpolitik aufgrund veränderter Rahmenbedingungen gewandelt. In der Folge seien die Sozialmaßnahmen in den Unternehmen parallel zur Ausweitung staatlicher Leistungen ausgebaut worden. Auf breiter Quellengrundlage vergleicht Engelen die Versorgungs‑, Infrastruktur‑ und Freizeitpolitik. Die sozialen Leistungen sollten die Beschäftigten für ein niedriges Lohnniveau entschädigen, was sich einerseits vorteilhaft auf die Motivation der Mitarbeiter auswirkte, andererseits eine größere Flexibilität bei den Sozialleistungen im Vergleich zu den Löhnen und Gehältern bot. Ein weiteres Argument für die Verbesserung der Sozialpolitik war die Absicht, die Zahl der Streiks gering zu halten. Der Vergleich zwischen den Unternehmen zeigt, dass sie ein sehr ähnliches Leistungsspektrum aufwiesen. Einige Schwerpunkte aber wurden unterschiedlich gesetzt. Während Peugeot mehr Freizeitangebote selbst organisierte, förderte Volkswagen Freizeitaktivitäten eher indirekt. Beide Unternehmen hoben sich mit ihrer aktiven Sozialpolitik zwar nicht von Autoherstellern generell, jedoch von anderen, insbesondere kleinen Industriebetrieben ab. „Die wichtigsten Einflussfaktoren der Sozialpolitik von Volkswagen und Peugeot waren der Standort, die wirtschaftliche Lage des Unternehmens, die Branchenzugehörigkeit, das Handeln der Geschäftsleitungen und Arbeitnehmervertreter sowie die Legislative und die Erwartungen der Konsumenten“ (443), resümiert Engelen.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2622.3422.612.313 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Ute Engelen: Demokratisierung der betrieblichen Sozialpolitik? Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36876-demokratisierung-der-betrieblichen-sozialpolitik_44893, veröffentlicht am 20.03.2014. Buch-Nr.: 44893 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken