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Allan Borup

Demokratisierungsprozesse in der Nachkriegszeit. Die CDU in Schleswig-Holstein und die Integration demokratieskeptischer Wähler

Gütersloh: Verlag für Regionalgeschichte 2010 (IZRG-Schriftenreihe 15); 283 S.; geb., 24,- €; ISBN 978-3-89534-785-6
Deutsche Fassung einer geschichtswiss. Diss. Kopenhagen; Gutachter: K. C. Lammers. – Inwieweit hat die CDU in Schleswig-Holstein zu einer Demokratisierung des Landes beigetragen? In welchem Maße und mit welchen Mitteln gelang es ihr nach der Wiederzulassung politischer Parteien, in Schleswig-Holstein demokratieskeptische Wähler für sich zu mobilisieren? Borup beantwortet diese Fragen im Hinblick auf die Leistung der CDU positiv. Diese habe wesentlich dazu beigetragen, der deutschen Demokratie nach 1945 Legitimität in dieser Wählergruppe zu verschaffen, indem sie an Vorstellungen anknüpfte, die zuvor die Demokratie untergraben hatten. Anstatt mit traditionellen Vorstellungen zu brechen, habe die CDU sie in eine Richtung gelenkt, die mit dem demokratischen Mehrparteiensystem vereinbar war. Sie habe die Vergangenheit vieler Deutscher so uminterpretiert, „dass die verbreitete negative Sicht der Parteien, die als destruktive Elemente des politischen Geschehens galten, auf sie möglichst nicht übertragen werden konnte“ (257). Die Christdemokraten hätten an Symbole einer deutschen Nationaltradition sowie an das vorherrschende Ideal einer einheitlichen, konfliktfreien Gesellschaft angeknüpft. Als „Bollwerk gegen Bedrohungen durch den ‚Marxismus’ und die NS-Vergangenheit“ (262) habe sich die Partei profiliert, es sei ihr gelungen, Demokratieskeptiker des rechten Flügels weitgehend in die CDU zu integrieren. Für die Bereitschaft bürgerlicher Wähler zur Akzeptanz der Demokratie sei es zweifellos wichtig gewesen, dass sie trotz eines eventuellen Engagements im Dritten Reich Positionen besetzen und ihre Interessen vertreten sehen konnten. In der Weimarer Republik sei es bürgerlich-demokratischen Parteien nicht gelungen, „bei Grundannahmen und Maßstäben der traditionellen politischen Kultur anzusetzen“ (263). Die CDU habe aber gerade auf diesem Gebiet große Fähigkeiten bewiesen, was dazu beigetragen habe, dass die Partei zwischen 1950 und 1988 ununterbrochen den Ministerpräsidenten stellte, lautet das Resümee Borups.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.313 | 2.331 | 2.325 | 2.37 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Allan Borup: Demokratisierungsprozesse in der Nachkriegszeit. Gütersloh: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32801-demokratisierungsprozesse-in-der-nachkriegszeit_39173, veröffentlicht am 19.01.2011. Buch-Nr.: 39173 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken