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Armin Winiger

Der 11. September. Mythos einer neuen Ära

Wien: Passagen Verlag 2007; 125 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 978-3-85165-800-2
Geschichtswiss. Lizentiatsarbeit Bern; Gutachter: M. Jeismann, A. v. Müller. – Die Arbeit wurde bereits 2004 einreicht und für die Veröffentlichung in Buchform aktualisiert. Es geht Winiger „um das Zusammenspiel von Sprache und Handlungen, Fakten und Fiktionen, Ideologie und Realität“ (14). Er will zeigen, wie die Anschläge benutzt wurden, um eine politische Agenda durchzusetzen, deren ideologische Vorgeschichte seiner Meinung nach lange vorher geschrieben worden war. Dazu stellt er zunächst allgemeine Überlegungen an über die Rolle der US-Medien, ihre Macht bei der Konstruktion der Wirklichkeit und die Möglichkeiten der Politik, sich der Medien zur Verwirklichung ihrer eigenen Absichten zu bedienen. Die Ziele der Bush-Regierung seien schon in der Gegenbewegung der Konservativen gegen Clinton angelegt gewesen. Im Zentrum der Analyse steht eine Diskursanalyse dreier zentraler Motive, die Bush immer wieder verwendet habe: die Apokalyptik, der Universalismus und der Kampf der Kulturen. Sie wird dann auf die mediale Inszenierung des „Krieges gegen den Terror“ und des Wechselspiels zwischen Medien und Politik ausgeweitet. Es entsteht das Bild einer religiös-ideologisch konstruierten Weltsicht, die Bush der amerikanischen Öffentlichkeit erfolgreich als Reaktion auf die Anschläge verkauft habe. Damit sei ihm gleichzeitig eine Exkulpierung von der Vergangenheit gelungen: „Indem Bush die störende Frage nach den Ursachen der Selbstmordattentate durch eine Kette analogischer Umschreibungen vom „Uns“ in eine mythische Erzählung integriert, macht er sich sozusagen den Rücken frei von der belastenden Geschichte“ (88). Das dabei konstruierte Feindbild sei die Grundlage für zwei Kriege gewesen. Mit dieser Argumentation steht Winiger sicherlich nicht allein. Ebenso sicher beschleicht den Leser von Anfang an das Gefühl, dass das Ergebnis, nämlich die harte Kritik an Bush, schon am Anfang der Diskursanalyse seiner Äußerungen feststand.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.64 | 2.23 | 2.25 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Armin Winiger: Der 11. September. Wien: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27814-der-11-september_32663, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 32663 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken