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Andreas Margara

Der Amerikanische Krieg. Erinnerungskultur in Vietnam

Berlin: regiospectra Verlag 2012; 154 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-940132-48-2
Wie Andreas Margara in seiner Einleitung treffend feststellt, wird Geschichte für gewöhnlich von den Siegern geschrieben – „aber nicht im Falle des Krieges in Vietnam“ (14). Über den Umgang der Vietnamesen mit dem Amerikanischen Krieg, wie sie ihn nennen, ist verhältnismäßig wenig bekannt. Daher analysiert der Autor aus einer explizit vietnamesischen Sicht, „[w]elche Rolle der Amerikanische Krieg in Vietnam tatsächlich spielt, in welcher Form er aufgearbeitet und die Vergangenheit bewältigt wurde“ (14). Dabei geht Margara in zwei Schritten vor: Zunächst nimmt er die Zeit bis 1986 in den Blick und untersucht, ob und wie der sozialistische Staat ein offizielles Narrativ des Krieges konstruiert und inwieweit er dies propagandistisch für seine Legitimation nutzt. Hierfür ist insbesondere die öffentliche Repräsentation des Amerikanischen Krieges wichtig, die sich beispielsweise in Kriegsdenkmälern, Soldatenfriedhöfen, Gedenkstätten, Museen und Gedenktagen spiegelt (Kapitel 2). Auch das nichtstaatliche Gedenken bezieht Margara ein (Kapitel 3), indem er unter anderem Rituale und familiäre Traditionen beleuchtet. In einem zweiten Schritt erforscht der Autor die ab 1986 durch die Wirtschaftsreformen (Doi moi) einsetzende Transformation der Gesellschaft, um dadurch einen möglichen Wandel in der Erinnerungskultur aufzuzeigen (Kapitel 4). Für seine Untersuchung konnte Margara kaum auf staatliche Archivdokumente zurückgreifen, aber Gespräche vor Ort halfen ihm, öffentliche Denkmäler und Symbole zu interpretieren. Die Untersuchung zeigt deutlich, dass das sozialistische Vietnam keine ganzheitliche Erinnerung anstrebte, sondern nur selektiv und im Sinne der eigenen Ideologie erinnern wollte, weswegen beispielsweise die Erlebnisse der südvietnamesischen Soldaten nicht in das offizielle Staatsgedenken einbezogen wurden. Dies ändert sich, seitdem sich mit den Doi moi Ansätze einer kritisch‑reflektierten Aufarbeitung der Vergangenheit entwickeln.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.68 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Andreas Margara: Der Amerikanische Krieg. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35881-der-amerikanische-krieg_43756, veröffentlicht am 27.06.2013. Buch-Nr.: 43756 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken