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Martin Huber

Der Einfluss der CSU auf die Westpolitik der Bundesrepublik Deutschland von 1954-1969 im Hinblick auf die Beziehungen zu Frankreich und den USA

München: Herbert Utz Verlag 2008 (Beiträge zur Politikwissenschaft 8); 242 S.; brosch., 42,- €; ISBN 978-3-8316-0760-0
Diss. München; Begutachtung: A. Schmid. – Von der Politikwissenschaft werden Staatsmänner und ‑frauen, Regierungen und teilweise auch Institutionen als maßgebliche Akteure betrachtet, um das außenpolitische Handeln eines Staates zu erklären. Martin Huber richtet seinen Blick demgegenüber auf Parteien und damit auf einen Akteur, der bisher vorrangig bei Fragestellungen zum Thema Innenpolitik Eingang in die Analyse fand: „Ziel der [...] Untersuchung ist [es], den Einfluss der CSU‑Landesgruppe im Deutschen Bundestag auf die Westpolitik der Bundesrepublik Deutschland von 1954 bis 1969 im Hinblick auf die Beziehungen zu Frankreich und den USA sowie die dafür maßgeblichen Machtstrukturen herauszuarbeiten“ (5). Für seine Analyse der außenpolitischen Entscheidungsprozesse stützt sich Huber vorrangig auf geschichtswissenschaftliche, zum Teil auch auf behavioristische Ansätze und sieht entsprechend Einzelpersonen, aber auch Reaktion(en) beziehungsweise Nicht‑Reaktion(en) auf von außen gesandte Reize als zentrale Erklärungskategorien an. Im Zuge seiner quellengesättigten und sprachlich überzeugenden Schrift arbeitet Huber insgesamt vier Phasen heraus, in die sich der Einfluss der CSU einteilen lässt. In der ersten Phase (1954‑56) kann noch nicht von einem umfassenden außenpolitischen Konzept der CSU gesprochen werden, Franz Joseph Strauß konnte sich zunächst nur durch die Verhandlungen zum Saarstatut profilieren. Die zweite und für den CSU‑Einfluss wichtigste Phase (1956‑62) wurde maßgeblich von Strauß (Verteidigungsminister) und Siegfried Balke (Atomminister) und ihren Vorstellungen zur atomaren Abschreckung, aber auch vom neuen Bundestagsabgeordneten Karl Theodor von und zu Guttenberg und seinen Überlegungen zu einem NATO‑Amt für mathematische Planungsforschung geprägt. Die dritte Phase (1962/63‑66) war nach dem Fall von Strauß durch einen erheblichen Machtverlust in außenpolitischen Fragen und durch innerparteiliche Grabenkämpfe geprägt, während es Kurt Georg Kiesinger in der vierten Phase (1966‑69) gelang, den Streit zwischen Gaullisten und Atlantikern halbwegs zu schlichten. Gerade zu Guttenberg als Berater Kiesingers, aber auch Strauß in Bezug auf den Atomwaffensperrvertrag und den Mansholt‑Plan haben der CSU in dieser Phase erneut zu einem stärkeren außenpolitischen Einfluss verholfen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.212.3132.331 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Martin Huber: Der Einfluss der CSU auf die Westpolitik der Bundesrepublik Deutschland von 1954-1969 im Hinblick auf die Beziehungen zu Frankreich und den USA München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37453-der-einfluss-der-csu-auf-die-westpolitik-der-bundesrepublik-deutschland-von-1954-1969-im-hinblick-auf-die-beziehungen-zu-frankreich-und-den-usa_45276, veröffentlicht am 28.08.2014. Buch-Nr.: 45276 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken