Rechtswiss. Diss. Göttingen; Gutachter: C. Starck, Th. Mann. – Die Auswirkungen des Wahlrechts auf das Parteiensystem sind ein geradezu klassisches Thema der Politikwissenschaft. In den Fünfzigerjahren stellte Duverger seine Thesen zu diesem Thema auf. Baedermann kritisiert zunächst den geringen Aussagewert derartiger „generalisierender Betrachtungen“ (44) und stellt daher die Wahl- und Parteiensysteme von vier Staaten im Wesentlichen getrennt voneinander dar. Für Großbritannien (relative Mehrheitswahl) ergibt sich das bekannte Bild einer Bevorteilung der zwei großen und einer Benachteiligung der kleineren Parteien, wobei jedoch Regionalparteien einen Bonus erhalten. Auf lange Sicht sei daher nach Ansicht des Autors der Bestand des Zweiparteiensystems gefährdet. Frankreich (absolute Mehrheitswahl) zeichnet sich durch eine „instabile Parteienlandschaft“ (193) aus. Das Wahlsystem benachteiligt zwar zunächst kleine Parteien, gleicht dies aber durch einen für Bündnisfähigkeit gewährten Bonus aus (Möglichkeit von Wahlkreisabsprachen im zweiten Wahlgang). Das irische Wahlsystem (single transferable vote) bringt ein tripolares, stabiles Parteiensystem hervor. Der Autor hält es wegen seiner Kombination von Elementen der Mehrheits- und Verhältniswahl für „vorbildlich“ (262). Das dänische System schließlich (Verhältniswahl) führt zu einer starken Fragmentierung des Parlaments. Die Praxis von Koalitions-Minderheitsregierungen bringe jedoch keine geringere Effektivität des politischen Systems mit sich, da die Parteien sich durch erhöhte Kompromissbereitschaft den Bedingungen des Wahlsystems angepasst hätten. Die Abhängigkeit des Verhaltens der Parteien vom Wahlsystem ist in allen vier untersuchten Staaten zu finden. Es mag Resultat der erklärten Skepsis vor pauschalisierenden Vergleichen sein, dass die Ergebnisse der vier vorgelegten Einzeluntersuchungen am Ende nur auf sehr wenigen Seiten zueinander in Beziehung gesetzt werden.