Diss. FU Berlin; Begutachtung: B. Pfetsch, R. Koopmans. – „Mit der Auswahl der Zitate [für Presseschauen] stellen die Redaktionen einen öffentlichen Wahrnehmungsraum für ihr Publikum her“ (17), schreibt Jessica Erbe und fragt, welches Bild vom Diskurs über Politik sie dabei gestalten – ein nationales, europäisches oder globales? Ferner geht es ihr um die Beschaffenheit der „Nachrichtengeografie der Presse in Europa“ (17). Zur Beantwortung ihrer Fragen hat sie Programme ausgewertet, Medieninhalte unterschiedler Mediengattungen im Zeitraum zwischen 1956 und 2005 analysiert sowie Experteninterviews geführt. Die Autorin gelangt zu dem Ergebnis, dass Presseschauen eine zentrale Funktion für die Meinungsbildung und Information haben, darüber hinaus kommt ihnen eine „politische Sozialisationsfunktion und die Verbindungsfunktion hinsichtlich fragmentierter Medienarenen“ (221 f.) zu. Internationale Presseschauen ermöglichen zudem einen Blick in den Spiegel, Betroffenen‑ sowie Beobachtersicht und „Verständnis für den anderen“ (225). Zum Status quo heißt es: „In der Tagespresse, im Radio und im Internet liegt tatsächlich ein nennenswertes Presseschauangebot vor, während das langjährige Angebot im Fernsehen weitestgehend eingestellt wurde“ (228). Presseschauen „richten ihre Aufmerksamkeit zu 98 % auf Europa“ (233), besonders auf Großbritannien, Frankreich und Italien. Abschließend resümiert die Autorin, dass diese indirekt gemeinsame europäische Mediendiskurse ermöglichen, zur Europäisierung der gesellschaftlichen Interpretationsprozesse beitragen, die Vielfalt des öffentlichen Argumentationshaushalts erhöhen, Polarisierungseffekten entgegenwirken und über die Stimmung der Presse in Europa informieren, womit sie „einen Schlüssel zum Verständnis der EU‑Politik liefern und diese nachvollziehbarer machen“ (242).