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Wilson Cardozo

Der ewige Kalte Krieg. Kubanische Interessengruppen und die US-Außenpolitik

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen); 256 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-17544-7
Der Autor untersucht einen besonderen Aspekt der Beziehungen zwischen den USA und Kuba, ohne den das spannungsreiche Verhältnis von ideologischer Konfrontation und kultureller Annäherung nicht zu verstehen sei: die Immigration kubanischer Bürger in die USA und deren Einfluss auf die Gestaltung der US-amerikanischen Kubapolitik. „Die cubano-amerikanische Gemeinschaft spielt eine wichtige Rolle als aktives und politisch richtungsweisendes Element in den bilateralen Beziehungen“ (106), schreibt Cardozo. Sie stelle aber keine homogene Einheit dar, sondern müsse durch die verschiedenen Einwanderungsphasen, durch den Integrationsprozess, der sich mit räumlicher Konzentration in Florida vollzog, und ihr politisches und ökonomisches Gewicht differenziert werden. Der Autor identifziert verschiedene, innerhalb der USA agierende Organisationen, die er in konservative, militante und moderate Gruppen einteilt, und stellt deren Strukturen und Ziele dar. Welcher Instrumente und Mechanismen sie sich bedienen, um ihren Einfluss im politischen Entscheidungsprozess geltend zu machen, wird für die Regierungen G. H. Bush, Clinton und G. W. Bush untersucht. Außerdem werden anhand einer Umfrage bei kubanischen Organisationen in Miami deren Interessen mit denen der USA abgeglichen. Die Cubano-Americanos, so ein Fazit, „konzentrieren sich auf lokaler Ebene, sind organisiert, verfügen über die nötigen Ressourcen, sind in das politische System integriert und teilen eine gemeinsame, wenn auch nicht homogene Haltung bezüglich der Absetzung der Regierung in Havanna“ (215). Indem Cardozo zusätzlich das Aktionsfeld der Cubano-Americanos um die Vernetzung mit den auf Kuba ansässigen Dissidenten bzw. Oppositionsgruppen erweitert, zeichnet er nicht nur ein differenziertes Bild der Einflussnahme auf die US-amerikanische Kuba-Politik, sondern macht zudem deutlich, dass den Interessen einer ethnischen Gruppe in den USA „ein transnationaler Charakter“ verliehen wird. „Die Medien und die internationale Öffentlichkeit werden von beiden Seiten, extern wie intern, als politisches Instrument eingesetzt, um eine innere Transformation auf der Insel zu beschleunigen und der Auseinandersetzung eine internationale Dimension zu geben.“ (216)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.22 | 2.22 | 2.64 | 2.65 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Wilson Cardozo: Der ewige Kalte Krieg. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32768-der-ewige-kalte-krieg_39139, veröffentlicht am 19.11.2010. Buch-Nr.: 39139 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken