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Arnd Bauerkämper

Der Faschismus in Europa 1918-1945

Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2006 (Universal-Bibliothek 17049); 211 S.; 5,40 €; ISBN 978-3-15-017049-6
Eine universelle Erklärung des Faschismus schließe sich aufgrund seiner unterschiedlichen Ausprägungen und Widersprüche aus, schreibt Bauerkämper. Dennoch lasse sich der Faschismus in Europa von 1918 bis 1945 zusammenhängend darstellen, weil es sich um eine grenzüberschreitende Bewegung gehandelt habe, entstanden in einem spezifischen historischen Kontext. Ursprung und Vorbild sei das Regime Mussolinis gewesen. Bauerkämper erläutert die wichtigsten Theorien zum Faschismus und stellt die Geschichte der einzelnen Bewegungen chronologisch dar. Berücksichtigt werden die Voraussetzungen ihrer Entstehung, Ideologie, Organisationsstruktur, Mitglieder und Wähler sowie politischer Stil. Auffällig ist, dass die Erfolge und Misserfolge der Faschisten maßgeblich von ihrem nationalstaatlichen Kontext abhingen und sie es vor allem in etablierten parlamentarischen Demokratien schwer hatten, eine Massenbasis aufzubauen – in England beispielsweise galten die Faschisten als unenglisch, weil sie den Grundwerten der dortigen politischen Kultur (Zivilität, Fairness, individuelle Freiheit) widersprachen. Der Nationalsozialismus sei ein Sonderfall, so der Autor, dessen Rassismus anfangs nicht von anderen Bewegungen geteilt worden sei. Nach 1934 allerdings hätten sich viele Faschisten am Dritten Reich orientiert. Das Konzept einer Faschistischen Internationale sei insgesamt aber an seinen Widersprüchen gescheitert, und dies nicht nur, weil Deutsche und Italiener unterschiedliche Ziele verfolgt hätten: Während des Krieges seien die Nationalsozialisten nicht als Partner anderer faschistischen Bewegungen aufgetreten, sondern als Besatzer. Durch den Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten und deren militärischen und politischen Zusammenbruch sei der Faschismus nachhaltig diskreditiert worden, eine Renaissance sei unwahrscheinlich. Entstanden sei seit 1945 allerdings ein neuer Rechtsextremismus, schreibt Bauerkämper, der für die parlamentarischen Demokratien eine Herausforderung bleibe.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.25 | 2.61 | 2.312 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Arnd Bauerkämper: Der Faschismus in Europa 1918-1945 Stuttgart: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25981-der-faschismus-in-europa-1918-1945_30211, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30211 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken