Diss. Dresden; Gutachter: U. Kluge. - Volkseigene Betriebe, die zu selbstständigen Unternehmen modifiziert werden und eine Treuhand, die nicht privatisiert, sondern verwaltet - so lauteten zwei der Forderungen des 1952 gegründeten und beim Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen angesiedelten Forschungsbeirats. Seine Aufgabe war es, die wirtschaftliche Entwicklung der DDR zu beobachten und ein Sofortprogramm für den Fall einer Wiedervereinigung vorzubereiten. Wöller schildert die institutionengeschichtliche Entwicklung dieses Beirats, der, ähnlich wie die Bundesregierung 1989/90, politischen Erwägungen den Vorrang vor ökonomischen Notwendigkeiten einräumte: Der Beirat trat für einen Umtauschkurs von 1:1 ein, als eine vertrauensbildende Maßnahme. Schon in den 50er-Jahren wurde zudem davon ausgegangen, dass die wirtschaftliche Wiedervereinigung „ungeheure Hilfeleistungen“ (291) von staatlicher Seite einfordern würde, finanziert durch Steuererhöhungen. Nach dem Abschluss des Grundlagenvertrags 1972, mit dem sich die beiden deutschen Staaten auf ein „zeitlich unbefristetes Nebeneinander“ (294) einrichteten, wurde der Beirat 1975 aufgelöst. Bis zu diesem Zeitpunkt habe er keine wissenschaftlich fundierte und in sich geschlossene Transformationstheorie erarbeitet, schreibt Wöller. Dennoch sei die Auflösung ein politischer Fehler gewesen. Der Beirat habe nicht nur die DDR-Wirtschaft realistisch beurteilt. Auch zahlreiche seiner Empfehlungen hätten bis 1990 nichts an ihrer Aktualität verloren.