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Thomas Petersen

Der Fragebogen in der Sozialforschung

Konstanz/München: UVK Verlagsgesellschaft 2014 (Uni-Taschenbuch 4129); 322 S.; 19,99 €; ISBN 978-3-8252-4129-2
Ausgangspunkt des Lehrbuchs ist die Kritik an „überlangen, monotonen Fragebogen, die […] nicht […] an der Psychologie der Befragten ausgerichtet sind“ (13). Die Mehrheit der Meinungsforschung zolle den Datenerhebungen deutlich weniger Aufmerksamkeit als den ‑auswertungen. Dem stellt der Autor, langjähriger Mitarbeiter am Institut für Demoskopie Allensbach, sein Leitmotiv gegenüber: „Das Interview ist der Kern des Forschungsprozesses, nicht die Analyse. […] Wer mit guten Daten schlechte Analysen macht, kann seinen Fehler später wieder korrigieren. Wer aber schlechte […] Daten hat, kann diesen Fehler später nicht wieder gutmachen.“ (36) Das Buch – mehr praktischer Leitfaden als tiefschürfende methodisch‑theoretische Reflexion – ist in sechs größere Kapitel untergliedert und beruht auf Jahrzehnte alten Skizzen der Demoskopie‑Pionierin Elisabeth Noelle‑Neumann. Von den „Funktionen des Fragebogens“ bis „Konstruktionsprinzipien des Fragebogens“ weist Thomas Petersen zwar nicht auf alle, wohl aber auf alle neuralgischen Punkte der Umfrage hin: so auf die – in der Praxis allzu oft übergangene – Notwendigkeit, Programm‑ und Testfrage zu trennen, auf die zwei zentralen Regeln der Frageformulierung (Balance und Eindeutigkeit) und auf den Nutzen von Fragebogenkonferenzen. Das Kapitel zu „Fragestrategien“ unterstreicht Aktualität und Relevanz des Buches, dokumentiert es doch mehrfach erprobte Methoden, um abstrakte Frageinhalte abzubilden, um heikle Themen anzusprechen oder um soziale Meinungsklimata zu bestimmen. Wie schon bei „Alle, nicht jeder“ (Buch‑Nr. 26554) unterfüttert der Praktiker Petersen seine Ratschläge beständig mit Anekdoten aus dem Arbeitsalltag des Meinungsforschers. Für die Fragebogenkonstruktion zweitrangige Aspekte (etwa Theorien der Befragung, kognitionspsychologische Verarbeitungsmodelle etc.) bleiben dem Leser ebenso erspart wie eine unnötig abstrakte Sprache. Das informationsgesättigte Buch steht darum einer kurzweiligen Erzählung näher als einem prosaischen Methoden‑Kompendium, liefert kein vollständiges „Rezept“ für ein „perfektes“ Interview, sondern schärft die Sinne für die – mehr als – „hundert Stolperfallen“ (269), mit denen die Fragebogenkonstruktion aufwartet.
Tom Mannewitz (MAN)
Dr., Politikwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 1.2 Empfohlene Zitierweise: Tom Mannewitz, Rezension zu: Thomas Petersen: Der Fragebogen in der Sozialforschung Konstanz/München: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37014-der-fragebogen-in-der-sozialforschung_45403, veröffentlicht am 24.04.2014. Buch-Nr.: 45403 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken