Das Bild des gut organisierten Staates, so wie es die Politikwissenschaft entwirft, variiert mit den Konjunkturen der Disziplin. Waren in den 1970er‑Jahren Modelle einer planungsbasierten Politik des aktiven Staates tonangebend, so setzte sich in den 1980er‑ und 1990er‑Jahren auf Basis des New Public Management das Leitbild eines schlanken Staates durch. In der folgenden Dekade reüssierte dann im Kontext der Governance‑Debatte die Figur des kooperativen Staates, die aktuell auf Neuauflagen vermeintlich rationaler Steuerung im Zeichen einer evidenzbasierten Politik stößt. Im Wechsel dieser Perspektiven kann die Politikwissenschaft nur profitieren von einem Politikverständnis, das ausreichend Distanz gegenüber den fachlichen Moden wahrt und zugleich einem methodisch fundierten Interesse an konkreten Fragen der Politikgestaltung folgt. In dieser Weise vergleichende Policy‑Analyse, politikwissenschaftliche Verwaltungsforschung und Organisationstheorie verbindend, hat sich Werner Jann in Lehre und Forschung mit Voraussetzungen, Hindernissen und Konsequenzen staatlicher Handlungsfähigkeit auseinandergesetzt. In den 1980er‑Jahren an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer tätig, war Jann von 1989 bis 1993 Leiter der „Denkfabrik“ in der Kieler Staatskanzlei des Landes Schleswig‑Holstein und hatte zwischen 1993 und 2015 an der Universität Potsdam den Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Verwaltung und Organisation inne. Von den üblichen Festschriften – die häufig mit einer gewissen thematischen Beliebigkeit der Beiträge zu kämpfen haben – unterscheidet sich diese durch eine weitgehend überzeugende Ausrichtung der 30 Abhandlungen an den Forschungsschwerpunkten Janns. Im ersten Themenblock geht es um verwaltungswissenschaftliche Fragestellungen – teils im internationalen Vergleich, teils auf spezifische Institutionen bezogen. Im zweiten Abschnitt werden konkrete Aspekte der Regierungsorganisation diskutiert – unter anderem der Nationale Normenkontrollrat und die Binnenorganisation des Bundestages. Den dritten Schwerpunkt bilden Überlegungen zu Ansätzen der Verwaltungspolitik und ‑reform. Der abschließende Teil enthält Beiträge zu konzeptionellen Fragen der Policy‑Forschung.