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Vandana Shiva

Der Kampf um das blaue Gold. Ursachen und Folgen der Wasserverknappung. Aus dem Englischen von Bodo Schulze. Mitherausgegeben von helvetas

Zürich: Rotpunktverlag 2003; 215 S.; brosch., 17,50 €; ISBN 3-85869-251-4
Shiva beschäftigt sich mit dem stetig steigenden Wassermangel unter dem Aspekt der „Governance": „Wasser gerecht verteilen, Wasser nicht verschmutzen, Wasser nicht verschwenden" (9). Soweit ist dies ganz im Sinne der nachhaltigen Nutzung der verfügbaren Ressourcen durch den Menschen und ein wichtiger Anstoß für den dringend notwendigen Umschwung im Umgang mit Wasser. Schließlich fehlt heute 1,5 Milliarden Menschen der Zugang zu sauberem Trinkwasser; in den Entwicklungsländern leidet jeder zweite an Krankheiten, die durch Wasser übertragen werden, etwa fünf Millionen Menschen sterben an solchen Seuchen pro Jahr. Doch Shiva argumentiert auch, dass die meisten großen Konflikte unserer Zeit, die unter dem Etikett „ethnischer" oder „religiöser" Krieg laufen, aus dem Kampf um knappe, aber lebensnotwendige natürliche Ressourcen resultierten. Dies ist zu einfach gedacht und wird der Komplexität von Konflikten und Kriegen in keiner Weise gerecht. Wasser kann zwar ein Aspekt von Konflikten sein, doch der letzte (und einzige) Krieg um Wasser liegt ca. 4000 Jahre zurück; im Allgemeinen sind Wasserkonflikte sogar meistens kooperativ gelöst worden. Außerdem vertritt Shiva die Meinung, Privatisierung von Wasser könne per definitionem nur negativ und falsch sein. Auch dies ist nicht ganz zutreffend. Die Privatisierung von Wasserrechten kann dazu beitragen, dass externe Effekte von Wasserverbrauch, wie Verschmutzung und Übernutzung, über Preisregulierungen internalisiert werden, sodass jeder Staat die Konsequenzen seines Verhaltens in Bezug auf Wasser selbst zu spüren bekommt. Dies kann dann zu einer effektiven Nutzung im Sinne von „Governance" beitragen, da steigende Preise auch einen vorsichtigeren Umgang mit der Ressource bedeuten - allerdings unter der Bedingung, dass die Wasserressourcen überregional und kooperativ verwaltet werden, beispielsweise von einem Joint Committee mit Repräsentanten aller Anrainerstaaten. Die Autorin ist Physikerin und Philosophin sowie Gründerin und Direktorin der Research Foundation for Science, Technology and Ecology in Neu-Delhi. 1993 erhielt sie den Alternativen Nobelpreis. Inhaltsübersicht: 1. Wasserrechte: Der Staat, der Markt und die Gemeinschaft; 2. Klimaveränderungen, 3. Die Kolonisierung der Flüsse: Staudämme und Kriege um Wasser; 4. Weltbank, Welthandelsorganisation und Konzernkontrolle über Wasser; 5. Nahrung und Wasser; 6. Die Verwandlung von Knappheit in Überfluss; 7. Heilige Gewässer.
Christiane J. Fröhlich (CJF)
Dr., Soziologie mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Hamburg.
Rubrizierung: 4.45 | 4.3 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Christiane J. Fröhlich, Rezension zu: Vandana Shiva: Der Kampf um das blaue Gold. Zürich: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/18887-der-kampf-um-das-blaue-gold_21913, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 21913 Rezension drucken