Kriege um Rohstoffe sind kein neues Phänomen. Man denke etwa an den „Salpeterkrieg“ 1879-83 zwischen Chile und Peru/Bolivien um die Salpetervorkommen im Grenzgebiet der Atacama. Doch waren rohstoffbedingte Auseinandersetzungen bisher eher die Ausnahme als die Regel. Zukünftig zeichnen sich jedoch zunehmend Konflikte ab, die sich als „Kampf um Rohstoffe“ entladen. Deuten sich also bereits „neue Kriege“ mit schon absehbaren Konfliktlinien an, bedingt durch die Asymmetrie der globalen Rohstoffverteilung? Definiert sich gar die nahe Zukunft als „neuer Kalter Krieg“? Diesem Szenario widmen sich 21 Autoren, Redakteure und Korrespondenten des Spiegels. Ihre Beiträge gruppieren sich in sechs Themenkreisen: Rohstoffkonflikte, Vorräte und Verbrauch, Rohstoffproduzenten, Metalle und Gesteine, Agrarressourcen, Zukunftsenergien. Besonderes Augenmerk verdienen die rohstoffpolitischen Länderanalysen Russlands, Venezuelas oder Boliviens, die Einblicke in die internationalen Marktstrukturen der fossilen und mineralischen Ressourcen gewähren, oder die Essays über die Weltwirtschaftsgüter Wasser, Zucker und Kaffee. Dies verdeutlicht zugleich die erfreuliche thematische Breite des Bandes. Dessen Absicht ist nicht die Heraufbeschwörung einer vom „Clash of Resources“ dominierten Zukunft, sehr wohl allerdings eine Bewusstmachung unweigerlicher Veränderungen der globalen Machtverhältnisse im 21. Jahrhundert, bedingt durch die Verfügungsfähigkeit über Rohstoffe. Wegweisend ist dabei das den Band abschließende Spiegel-Interview mit Fritz Vahrenholt, der als Umweltpolitiker ebenso ausgewiesen ist wie als Akteur im Erdöl- und Windenergie-Sektor. Sein Fazit: „Der neue Kalte Krieg“ ist in Sichtweite. „Wir kommen auf sehr ungemütliches Gelände. Und zwar in allen drei Bereichen: Wärme, Verkehr und Strom.“ (300)