Das Werk Carl Schmitts, des aufgrund seiner Affinität zum totalitären Staat wohl umstrittensten deutschen Staatsrechtlers des 20. Jahrhunderts, findet nach wie vor eine hohe Resonanz in der Fachdiskussion. Das gilt nicht nur für den deutschsprachigen Raum – vor allem in Spanien, Italien und Frankreich werden seine Schriften rezipiert. Dass eine Reihe konservativer Autoren sich vom dezisionistischen Politikverständnis Schmitts angezogen fühlt, ist vielfach schon dargestellt worden. Bemerkenswert erscheint dagegen, in welcher Breite Motive und Argumente von Schmitt seit längerem auch von linken Autoren aufgegriffen werden. Hier dürfte gerade Schmitts essenzialistisches Verständnis, das Wesen von Politik jenseits aller institutionellen Bindungen in der Intensität von Konflikten zu situieren, heute postmarxistischen Überzeugungen entgegenkommen, die den kulturellen und ideologischen Auseinandersetzungen einen Vorrang gegenüber der materiellen Basis von Gesellschaft einräumen. Angesichts derartiger Verwendungen ist es eine reizvolle Aufgabe politischer Ideengeschichte herauszuarbeiten, auf welche aktuellen Fragestellungen das facettenreiche Werk Schmitts immer noch Antworten zu geben scheint. Die Autoren des Bandes zeichnen die vielfältigen Rezeptionsformen nach, die das Werk Schmitts in unterschiedlichen kulturellen Räumen – Südeuropa, Lateinamerika, den USA und in Ostasien – gegenwärtig findet.