Der Tanz um das goldene Kalb. Der Ökokolonialismus Europas
Für alle, die immer noch den Menschen für das Zentrum der Erde halten, macht der Zoologe, Evolutionsbiologe und Ökologe Reichholf gleich im Vorwort klar, wie die wahren Verhältnisse sind: Wir leben auf einem Planeten der Rinder! Das Lebendgewicht aller Rinder auf diesem Planeten übersteigt das der Menschen um mehr als das Dreifache, regional ist das Verhältnis noch viel extremer. Eine Landwirtschaft, die so viele Ressourcen in die Haltung von Rindern steckt, erzeugt zwangsläufig Monokulturen, macht die Landschaften eintöniger und schmälert die Artenvielfalt. Der Arten- und Biotopschutz sowie der Erhalt des Regenwaldes sind deshalb Reichholfs wichtigste Anliegen. Sein Buch enthält keine politikwissenschaftliche Fragestellung, sondern ist als engagierter, mitunter erfrischend polemischer Beitrag zu einer politisch höchst relevanten Diskussion zu sehen: der Prioritätensetzung in unserer Landwirtschaftspolitik im Speziellen und im Umweltschutz im Allgemeinen. Wie sehr die abnehmende Biodiversität, die Veränderungen der regionalen Pflanzenwelt, das Klima, ja sogar die globalen Ernährungsprobleme mit der Rinderwirtschaft zusammenhängen, demonstriert Reichholf mit eingängigen Beispielen und in klarer Sprache. Er kommt zu dem Schluss, dass die „moderne“ europäische Hochleistungslandwirtschaft dem Planeten mehr schadet als Bevölkerungsexplosion oder Abgase. Sein Buch richtet sich allerdings nicht gegen die Landwirte, sondern vielmehr gegen das System der heutigen Landwirtschaft.