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Dirk Tänzler (Hrsg.)

Der Tschechische Weg. Transformation einer Industriegesellschaft (1918-1998)

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1999; 244 S.; kart., 58,- DM; ISBN 3-593-36315-1
Von den ehemals kommunistisch regierten Staaten Ostmitteleuropas galt die Tschechische Republik im Hinblick auf die Wirtschaftsreformen lange Zeit als Vertreter eines strikt marktwirtschaftlichen Kurses. In der Krise von 1997 zeigte sich aber, daß strukturelle Veränderungen in der tschechischen Wirtschaft vielmehr verschleppt worden waren. Seither ist vor allem unter Historikern ein Streit um die Bedeutung der Ersten Republik für die aktuelle Bilanz der tschechischen Wirtschaftsreformen ausgebrochen. Der vorwiegend wirtschaftshistorisch ausgerichtete Sammelband untersucht die strukturellen Hintergründe des Scheiterns der Wirtschaftsreformen in der tschechischen Republik 1997. Dabei wird die These vertreten, daß die Krise von 1997 nicht nur als Folge von Scheinreformen abgetan werden kann. Vielmehr sei sie auch als Ausdruck struktureller Verwerfungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Tschechischen Republik zu verstehen, deren Wurzeln weit in die vorsozialistischen Anfänge der Modernisierung und der Industrialisierung der tschechischen Länder zurückreichen (8). Inhaltsübersicht: Dirk Tänzler: Einleitung: Der Tschechische Weg (7-18). Zur Industrialisierung der Tschechoslowakei: Eduard Kubů: Aktienbanken, Industrie und Staat in der Ersten Tschechoslowakischen Republik und die Entwicklung ihrer Beziehungen (19-41); Christoph Boyer: Wirken die Hypotheken der Vergangenheit weiter? Die Rolle der Deutschen in der tschechischen Wirtschaft während der Zwischenkriegszeit und heute (42-59); Peter Heumos: Die Arbeiterschaft in der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Elemente der Sozialstruktur, organisatorischen Verfassung und politischen Kultur (60-90). Sozialistisches Erbe und betriebliche Transformation: Jan Vláčil: Arbeitsbeziehungen und Organisationskultur. Tschechische Industriebetriebe zwischen Sozialismus und Kapitalismus (91-109); Jens Hanke: Funktion und Folgen der Zentralisierung im tschechischen Wirtschaftssystem (110-123); Petra Bouché: Zerstörung von Innovation. Tschechische Industrieforschung im Sozialismus und in der Transformation (124-144); Ed Clark / Anna Soulsby: Transformationsmythen. Die legitimatorische Funktion westlicher Organisationsmodelle in der tschechischen Industrie (145-170); Dirk Tänzler / Ivana Mazálková-Hollerová: Divide et impera: Divisionsbildung als Strategie der Rezentralisierung im tschechischen Maschinenbau (171-194). Privatisierung und soziale Transformation in der Tschechischen Republik: Franz X. Keilhofer: Die Grenzen der Schocktherapie. 20 ordoliberale Thesen gegen eine neoliberale Transformationsstrategie (195-222); Ilja Srubar: Privatisierung und Entwicklung der Sozialstruktur. Das Beispiel Ostdeutschlands und der Tschechischen Republik (223-240).
Sven Christian Singhofen (SCS)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaft (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.62 Empfohlene Zitierweise: Sven Christian Singhofen, Rezension zu: Dirk Tänzler (Hrsg.): Der Tschechische Weg. Frankfurt a. M./New York: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/10494-der-tschechische-weg_12407, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 12407 Rezension drucken