Skip to main content
Oscar W. Gabriel / Harald Schoen / Kristina Faden-Kuhne

Der Volksentscheid über Stuttgart 21. Aufbruch zu neuen demokratischen Ufern?

Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 2014; 189 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8474-0093-6
Wie haben sich die politischen Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger in Baden‑Württemberg zum Projekt Stuttgart 21 im Zeitraum vor und nach dem Volksentscheid im November 2011 entwickelt? Um diese Frage zu beantworten, haben Oscar W. Gabriel, Harald Schoen und Kristina Faden‑Kuhne sowohl im Vorfeld der Abstimmung als auch in der Woche danach eine repräsentative Stichprobe durchgeführt. Dabei bestand die Nachbefragung aus einer Stichprobe der ersten Erhebungswelle, sodass Zeitreihenanalysen möglich waren. Inhaltlich standen vor allem drei Aspekte im Mittelpunkt der Studie: die soziale Selektivität der Teilnahme an direktdemokratischen Aktivitäten, die politische Urteilsfähigkeit der Teilnehmer sowie die akzeptanzstiftende Wirkung direktdemokratischer Verfahren. Nach einem Überblick über die Entstehung und Charakteristika des S21‑Konfliktes widmen sich die Autoren der empirischen Analyse der politischen Einstellungen sowie des politischen Partizipationsverhaltens, deren Ergebnisse hier nur auszugsweise angesprochen werden können. Die Befunde zeigen, dass sowohl die Intensität des politischen Interesses als auch die der Bereitschaft, politisch aktiv zu werden, einen positiven Effekt auf die Abstimmungsteilnahme hatten. Der formale Bildungsgrad hatte nur einen schwach positiven Effekt. Hinsichtlich des Wissens der Bürger über die substanziellen und prozeduralen Aspekte des Volksentscheids waren einerseits bei einem Großteil „beträchtliche Lücken“ (75) zu erkennen. Jedoch zeigen die Zeitreihendaten andererseits, dass der öffentliche Diskurs zum Volksentscheid dazu geführt hat, dass innerhalb der Befragungsperiode der Anteil an gut informierten Personen angestiegen ist. Was die Akzeptanz des Wählervotums betrifft, konnte auf der Basis der Daten festgestellt werden, dass sowohl die Projektbefürworter als auch die Mehrheit der Gegner die direktdemokratisch getroffene Entscheidung akzeptierten. Somit erzielte der Volksentscheid durchaus die gewünschte befriedende Wirkung. Insgesamt liefert die Studie interessante Einblicke zum Volksentscheid über Stuttgart 21, der das „Beispiel eines interessanten, aber keineswegs typischen Einzelfalles” (13) sei.
{CHM}
Rubrizierung: 2.3252.32 Empfohlene Zitierweise: Christoph Mohamad-Klotzbach, Rezension zu: Oscar W. Gabriel / Harald Schoen / Kristina Faden-Kuhne: Der Volksentscheid über Stuttgart 21. Opladen u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37876-der-volksentscheid-ueber-stuttgart-21_44648, veröffentlicht am 11.12.2014. Buch-Nr.: 44648 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken