Skip to main content
James Gustave Speth

Der Wandel ist machbar. Manifest für ein neues Amerika. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Sandra H. Lustig und Ina Goertz

München: oekom verlag 2013; 250 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-86581-438-8
Wie stark die Beharrungskräfte des Systems sind, zu deren Bekämpfung er sich aufmacht, musste James Gustave Speth schon am eigenen Leib erfahren: Weil er mit 65 Mitstreitern vor dem Weißen Haus gegen den Bau einer Pipeline demonstrierte, verbrachte Speth, Umweltberater des damaligen US‑Präsidenten Jimmy Carter und heute Dekan der Umweltfakultät an der Yale University, 2011 zwangsweise zwei Nächte im Gefängnis. Die Einsicht allerdings, dass sich die USA grundlegend ändern müssen, um überhaupt eine Zukunft zu haben, ist schön länger in ihm gereift, wie seine vorherigen Publikationen und seine Beteiligung an der Gründung zwei der wichtigsten Umweltverbände in den USA zeigen. Mit diesem Buch nun legt Speth ein konkretes Manifest für einen Wandel vor, der unter dem Diktum „Systemwandel statt Klimawandel“ (7) stehen sollte. Um seine Forderungen nachvollziehbar zu machen, nimmt Speth zunächst eine komprimierte Bestandsaufnahme vor, wobei er den demokratischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und umweltpolitischen Zustand der USA mit dem anderer OECD‑Länder vergleicht. Dabei kommt er zu durchweg negativen Befunden, für die er den amerikanischen Kapitalismus mit seiner alleinigen Ausrichtung auf ein egoistisches Profitstreben verantwortlich macht. Die inakzeptable Folge sei, dass in dem eigentlich reichen Land zu viele Menschen arm und strukturell benachteiligt seien. Speth plädiert daher für die Überwindung dieses Kapitalismus und seine Transformation in ein Wirtschaftssystem, das auf Umweltschutz, Gemeinwohl und gesellschaftliche Verantwortung ausgerichtet ist. Dafür findet er sogar einen historischen Anknüpfungspunkt: „Mithilfe von Gesellschaftsverträgen verpflichtete der Staat in den ersten 100 Jahren der US‑Geschichte die Kapitalgesellschaften zur Erreichung bestimmter öffentlicher Zwecke.“ (123) Speth sieht keinen Grund, warum dieses erprobte Modell nicht wieder eingeführt werden sollte. Bei diesem und den weiteren Vorschlägen besticht seine Argumentation durch ihre Anbindung an Fakten und Zahlen. Sehr bewusst ist er sich dabei zugleich der Schwierigkeiten, vor denen diese Transformation steht angesichts eines politischen Systems, das regelmäßig den Einflüsterungen der Lobbyisten erliegt. Er setzt daher auf soziale Bewegungen, die sich mit der Umweltschutzbewegung verbünden sollten, um den Politik‑ und Systemwechsel anzuschieben.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.642.222.22.2612.262 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: James Gustave Speth: Der Wandel ist machbar. München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36724-der-wandel-ist-machbar_44572, veröffentlicht am 13.02.2014. Buch-Nr.: 44572 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken