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Martin Malek / Anna Schor-Tschudnowskaja (Hrsg.)

Der Zerfall der Sowjetunion. Ursachen – Begleiterscheinungen – Hintergründe

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013; 504 S.; 84,- €; ISBN 978-3-8329-6320-0
In vielen Untersuchungen, die dem Zerfall der Sowjetunion gewidmet sind, wird hauptsächlich nach dem „Warum“ gefragt. Die österreichischen Herausgeber des international zusammengestellten Sammelbandes stellen demgegenüber die Frage nach dem „Wie“, „die das warum mitdenkt“ (15). Dazu wählen sie einen multiperspektivischen Zugriff, der sich auf „die Analyse der Begleitumstände und Hintergründe des territorialen Zerfalls in ihre 15 Teilrepubliken“ (20 f.) und deren weitere Entwicklung konzentriert. Oder, in den Worten des ehemaligen Vorsitzenden des Obersten Rats der Republik Belarus Stanislaw Schuschkewitsch: Wie kam es zur „faktischen Transformation der GUS in eine ‚Gemeinschaft von Diktaturen’“ (13)? Zur Klärung dieser und anderer Fragen tragen Vertreter unterschiedlicher geistes‑ und sozial‑, aber auch naturwissenschaftlicher Disziplinen bei. Die damit einhergehende Vielfalt der Deutungsmuster erscheint dem komplexen Zerfallsprozess als sehr angemessen, ebenso die Mischung aus empirisch gesättigten Beiträgen und der Schilderung persönlicher Erfahrungen. Den Rahmen bilden zwei Aufsätze des Politologen Martin Malek, einleitend erläutert er den Forschungsüberblick und stellt gängige Erklärungsansätze vor: die Annahme einer imperialen Überdehnung, die offenen Nationalitätenfragen, die wirtschaftlichen Probleme, den Einfluss von Gorbatschow und Jelzin, die zunehmende Delegitimierung der kommunistischen Ideologie sowie einige Faktoren mehr, die in ihrem Zusammenspiel zum rasanten Zusammenbruch der Weltmacht UdSSR führten. Der Beitrag dieser Einzelfaktoren wird dann genauer ausgeführt. Gerhard Simon etwa schildert die Erosion der Macht der KPdSU, Matthias Uhl die zunehmende Ambivalenz in der Haltung des Geheimdienstes KGB zum Unionsstaat. Galina Ackermann führt aus, dass die Dissidenten nur eine indirekte Wirkung ausübten, nämlich über ihre Präsenz in den westlichen Medien. Abschließend zeigt Malek auf, wie der Zerfall des Sowjetreiches vielfach als ein Zerfall Russlands wahrgenommen wurde. Der Wunsch nach einer neuen Union bleibe so bis heute virulent.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.62 | 2.21 | 2.22 | 2.25 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Martin Malek / Anna Schor-Tschudnowskaja (Hrsg.): Der Zerfall der Sowjetunion. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14914-der-zerfall-der-sowjetunion_43283, veröffentlicht am 28.02.2013. Buch-Nr.: 43283 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken