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Heidi Behrens / Andreas Wagner

Deutsche Teilung, Repression und Alltagsleben. Erinnerungsorte der DDR-Geschichte. Konzepte und Angebote zum historisch-politischen Lernen

Leipzig: Forum Verlag Leipzig 2004; 312 S.; brosch., 16,80 €; ISBN 3-931801-31-4
Die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur unterstützte 2001/2002 ein Projekt, in dessen Rahmen sich Lehrer, Gedenkstättenmitarbeiter und Jugend- sowie Erwachsenenbildner aus Ost und West mit Erinnerungsorten der DDR-Geschichte beschäftigten. Daraus ist ein Buch entstanden, das einen umfassenden Überblick über die Arbeit an authentischen Orten, den Einsatz von Zeitzeugen und die zahlreichen Probleme in der Erinnerungsarbeit gibt. Bereits der erste Satz, mit dem Untergang der DDR habe sich die Beurteilung der SBZ/DDR-Geschichte grundlegend verändert (31), bringt in Erinnerung, dass eine kritische Betrachtung einer Diktatur offenbar erst im Nachhinein möglich ist. Doch nach dem Aufdecken spektakulärer Staatsverbrechen in der Nachwendezeit ist das Interesse schnell gesunken. Inzwischen sieht „die Mehrheit der ehemaligen DDR-Bürger [...] im Rückblick vor allem den eigenen Alltag im Vordergrund. Der Geschichtsdiskurs in der Öffentlichkeit wird aber bestimmt vom Thema Machtstrukturen, Repression und Verfolgung" (67). In den zahlreichen Beiträgen werden Erfahrungen und Methoden der Gedenkstättenarbeit geschildert. Welche Probleme die Arbeit mit Zeitzeugen bringen kann, bleibt ebenso wenig ausgespart wie die Erinnerungsorte mit „doppelter Vergangenheit". Zu den Schwierigkeiten, etwa in den ehemaligen Lagern Buchenwald und Sachsenhausen, die Opfer vor und nach 1945 angemessen zu würdigen und in der Gedenkstättenarbeit zu berücksichtigen, kommt noch die Hypothek des DDR-Antifaschismus mit seinen Engführungen. Das Buch macht deutlich, dass sich in Ostdeutschland nicht nur eine Vielfalt von Erinnerungsstätten entwickelt hat, sondern dass sich die Mitarbeiter den Herausforderungen auch auf weitgehend professionelle Weise stellen. Aus dem Inhalt: Bernd Faulenbach: Zum Wandel des Umgangs mit der SBZ- und DDR-Geschichte (31-43) Christoph Kleemann: Nachlassende Neugier? Warum die Auseinandersetzung mit der DDR weitergehen sollte (44-57) Anette Leo: Nicht vereint. Studien zum Geschichtsbewusstsein Ost- und Westdeutscher (58-68) Bodo v. Borries: Warum ist Geschichtslernen so schwierig? Neue Problemfelder der Geschichtsdidaktik (69-96) Thomas Lutz: Zweierlei Gedenkstätten? Was die Errichtung von der Gedenkstätte für die Opfer von NKWD in der SBZ sowie der SED-Diktatur für die NS-Opfer bedeutet (97-109) Dorothee Wierling: Lebensgeschichtliche Erinnerungen ehemaliger DDR-BürgerInnen als Bestandteil von Bildungsarbeit (110-120) Monika Maron: Lebensentwürfe, Zeitenbrüche. Vom Nutzen und Nachteil dunkler Brillen: Wer es sich zu einfach macht beim Rückblick auf seine Geschichte, beraubt sich seiner Biographie (121-124) Heidi Behrens / Andreas Wagner: „Erinnerungsorte der SBZ- und DDR-Geschichte". Ein Erkundungsprojekt mit Multiplikatoren (125-139) Hannelore Steinert: Ein Blick von „außen". Anmerkungen zum Projekt „Erinnerungsorte der SBZ- und DDR-Geschichte" aus der Sicht einer westdeutschen Pädagogin (140-144) Peter Steininger: Die andere Erinnerung. Erwartungen an Orte der DDR-Geschichte (145-149) Evelyn-Christina Becker: Die Geschichte der DDR-Opposition. Projektarbeit und „Mitmach"-Programme im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig (150-156) Uta Rüchel / Martin Klähn: „Die DDR im Schulunterricht". Erfahrungen mit dem Projekt des Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen in Mecklenburg-Vorpommern (157-162) Yvonne Fiedler: Historischer Ort, originale Objekte und Zeitzeugen. Die Bedeutung des Authentischen für die pädagogische Arbeit in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke" Leipzig mit dem Museum im Stasi-Bunker (163-172) Heidi Behrens: Weder Betroffenheitspädagogik noch Belehrung. Zeitzeugenarbeit in der Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße. Ein Interview mit Jörg Drieselmann (173-185) Andreas Ludwig: Alltag als Lerngegenstand. Auseinandersetzungsformen im Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR (186-195) Matthias Pfüller: Der Umgang mit Orten des „real existierenden Sozialismus". Das Beispiel Mestlin (196-205) Ines Reich / Wolfgang Titz: Speziallagergeschichte verstehen. Pädagogische Angebote der Gedenkstätte Sachsenhausen (206-215) Birgit Sack: „... auch wenn wir sterben müssen". Justizverbrechen und DDR-Antifaschismus als Lernherausforderung in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden (216-224) Cornelia Liebold: Zielgruppenarbeit in der Gedenkstätte Bautzen (225-233) Maria Nooke / Katrin Passens: „Die Mauer will jeder sehen". Angebote im Dokumentationszentrum Berliner Mauer (234-239) Roland Curth: Blockkonfrontation und individuelle Fluchtgeschichten. Bildungskonzepte der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde (240-251) Joachim Scherrieble: Vom Bollwerk der Trennung zum Ort der Begegnung. Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn als offener Lernort historisch-politischer Bildung (252-260) Tina Krone: Akten zum Sprechen bringen. Spurensuche und Quellenarbeit in den Archiven der Robert-Havemann-Gesellschaft Berlin (261-270) Beate Karow / Christoph Kleemann: Interaktives und multimediales Lernen. Das Gemeinschaftsprojekt „Zivilcourage" der Außenstellen Rostock, Schwerin, Neubrandenburg der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (271-277)
Henry Krause (HK)
Dipl.-Politologe, Referatsleiter, Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden.
Rubrizierung: 2.35 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Henry Krause, Rezension zu: Heidi Behrens / Andreas Wagner: Deutsche Teilung, Repression und Alltagsleben. Leipzig: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/20547-deutsche-teilung-repression-und-alltagsleben_23971, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23971 Rezension drucken