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Christophe Braouet

Deutschland – Frankreich. Partner für Europa. 50 Jahre nach dem Elysée-Vertrag

Bochum: Verlag Dr. Dieter Winkler 2012; 369 S.; kart., 29,50 €; ISBN 978-3-89911-191-0
„Lebt Gott noch in Frankreich?“ (215) – Diese Frage bejaht der Vorsitzende der Deutsch‑Französischen Gesellschaft in Frankfurt a. M. Christophe Braouet und beruft sich dabei auf eine Untersuchung, die der damalige französische Präsident Sarkozy im Februar 2008 beauftragt hat, um den Blick für die Beurteilung des gesellschaftlichen Lebens jenseits des Bruttoinlandsproduktes zu lenken. Ein Ergebnis lautet, dass Deutschland und Frankreich nahezu identische Werte aufweisen, was die Lebenszufriedenheit der Bevölkerung anbetrifft – jedoch scheinen Franzosen insgesamt „glücklicher“ (219) zu sein als Deutsche. Die höchsten Zufriedenheitswerte in Europa lassen sich in den skandinavischen Ländern beobachten. Der Autor, der im Bankensektor tätig ist und sowohl die deutsche als auch die französische Staatsangehörigkeit besitzt, legt anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der Unterzeichnung der Elysée‑Verträge eine Analyse der Entwicklung des deutsch‑französischen Verhältnisses vor. Den Ausgangspunkt seiner Überlegungen bildet eine Auswertung der Berichterstattung in Le Monde und FAZ des Jahres 2011, um das „Bild vom jeweils Anderen in der Tagespresse“ (17) zu eruieren. Im Prolog stellt Braouet heraus, was Journalisten beider Medien für berichtenswert halten. Im Folgenden vergleicht er einige gesellschaftliche Bereiche zwischen beiden Ländern: So beobachtet er eine Distanz zwischen der deutschen und der französischen Parteienlandschaft, die eine der „strukturellen Verständigungsschwierigkeiten“ zwischen beiden Staaten ausmache, „die Parteien passen nicht richtig zueinander“ (47). Es wäre gut, wenn zumindest die jeweiligen Regierungsparteien nach gemeinsamen Lösungen in Fragen der europäischen Integration suchten. Diese Disparitäten in den Parteienlandschaften ließen sich durch eine Stärkung der Rolle der europäischen Parteienzusammenschlüsse ausgleichen. Weitere Unterschiede bestehen im Hinblick auf die demografische Entwicklung: Deutschland weist eine höhere Sterberate auf und die Lebenserwartung der Franzosen liegt über der der Deutschen. Defizite und Fortschritte sieht der Autor in beiden Gesellschaften in dem schwierigen Bereich der Integration. Wie notwendig ein gemeinsames Handeln beider Länder ist, verdeutlicht er im Kapitel über die Wirtschaftsstrukturen. Wichtig sei es, „vom anderen [zu] lernen, um leichter zu gemeinsamen Lösungen zu finden, weil diese für den Fortschritt Europas unerlässlich sind“ (46). Gemeinsames Handeln aber setzt die Kenntnis der Unterschiede und das Verständnis für sie voraus, wozu Braouet mit seinem Buch beiträgt.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.1 | 4.21 | 4.22 | 2.61 | 2.34 | 2.22 | 2.331 | 2.333 | 2.23 | 2.35 | 2.26 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Christophe Braouet: Deutschland – Frankreich. Partner für Europa. Bochum: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14543-deutschland--frankreich-partner-fuer-europa_43524, veröffentlicht am 30.05.2013. Buch-Nr.: 43524 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken