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Thomas Keilig

Deutschland in der Prekarisierungs-Falle. Wie "aktivierende" Arbeitsmarktpolitik die Erosion der Erwerbsarbeitsgesellschaft vorantreibt

Marburg: Tectum Verlag 2009; 194 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9868-4
Diplomarbeit FH Mittweida; Gutachter: W. Scherer, M. Pfüller. – Der Autor setzt sich sehr kritisch mit den von ihm als neoliberal bezeichneten arbeitsmarktpolitischen Reformen in Deutschland auseinander. Zwei Fragen leiten die Untersuchung an: „Welche gesellschaftlichen Auswirkungen zieht die Umsetzung des Maßnahmenkatalogs ‚aktivierender’ Arbeitsmarktpolitik [...] nach sich? Sind die eingesetzten Mittel [...] zur Erreichung der handlungsleitenden Ziele [...] geeignet und angemessen?“ (16) Im ersten Kapitel werden Charakteristika und Wandlungstendenzen der Erwerbsgesellschaft dargestellt. Die Folgen der skizzierten Transformationsprozesse sind laut Keilig gravierend. In Anlehnung an die soziologischen Analysen Becks und Castels schreibt er: „Unsicherheit wird zum alles durchdringenden und beherrschenden gesellschaftlichen Strukturmerkmal“ (75). Der zweite Teil des Buches ist dem Wandel des Sozialstaats gewidmet, wobei die Darstellung der Elemente und Auswirkungen aktivierender Arbeitsmarktpolitik im Vordergrund steht. Auch hier fällt das Urteil eindeutig aus: „Eine tragfähige Lösung des Problems der Massenarbeitslosigkeit durch ‚aktivierende’ Arbeitsmarktpolitik scheint aussichtslos. Stattdessen führt die Politik der ‚Aktivierung’ dazu, dass der neoliberale Umbau der Arbeitsgesellschaft vorangetrieben wird und damit bereits bestehende Prekarisierungs- und Ausgrenzungstendenzen verstärkt und weiterführende gesellschaftliche ‚Kollateralschäden’ generiert werden“ (168). Abgesehen von der Aufforderung, den neoliberalen Diskurs zu brechen, kann auch Keilig keinen wirklichen Ausweg aus dem vermeintlichen Dilemma benennen. Das sollte von einer Diplomarbeit aber auch nicht erwartet werden, insbesondere wenn es sich um eine derart flüssig und faktenreich geschriebene Darstellung offensichtlicher Probleme handelt.
Markus Linden (LIN)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
Rubrizierung: 2.342 | 2.3 Empfohlene Zitierweise: Markus Linden, Rezension zu: Thomas Keilig: Deutschland in der Prekarisierungs-Falle. Marburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30896-deutschland-in-der-prekarisierungs-falle_36716, veröffentlicht am 11.11.2009. Buch-Nr.: 36716 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken